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290 Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen
zeigen ein zu kleineren s-Werten geschobenes Beugungsmuster – entsprechend längeren
mittleren Bindungslängen (siehe eingezeichnete gestrichelte Linien). Eine mögliche
Erklärung könnten mit dem Clusterdurchmesser zunehmende lokale Verspannungen
(ähnlich dem Schalenwachstum des Mackayikosaeders) in den ikosaedrischen Un-
tereinheiten der Nanostruktur sein, weswegen diese zunehmend weiter auseinander drif-
ten. Bei einer kritischen Größe wird dann eine Instabilität der Struktur erreicht und die
bcc-Phase kann sich ausbilden. Im TIED-Experiment konnte dies bis 78-atomige Clus-
terionen nicht beobachtet werden (siehe simulierte bcc-Beugungsmuster). Wie in Kapi-
tel 5.5 für 55-atomige Cluster festgestellt, weisen Elemente, die eine bcc-Kristall-
struktur ausbilden, dasselbe Bindungsmotiv auf. Es ist deshalb denkbar, dass für andere
bcc-Übergangsmetalle ebenso ein polyikosaedrisches Clusterwachstum beobachtbar ist.
A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe
geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2)
In Kapitel 6.2 wurde der Temperatureinfluss auf die Oberflächenkonstruktion der Ato-
me eines Clusters mit nahezu geschlossenschaliger Struktur untersucht. Adatome oder
leere Positionen auf der Außenseite zeigten einen signifikanten Einfluss auf die Gleich-
gewichtsstruktur bei höheren Schwingungstemperaturen (T = 530K). Ein dadurch ver-
mitteltes frühes Schmelzen der Oberflächenlage ist denkbar. Aufgrund der geringen
Partikelgröße ist jedoch die dauerhafte Ausbildung einer Grenzfläche (flüssig/fest)
energetisch ungünstig und aus diesem Grund unwahrscheinlich. Stattdessen legen MD-
Simulationen konzertierte Oberflächenrekonstruktionen nahe, bei denen ein Großteil der
äußeren Atome beteiligt ist. Eine Reduzierung des Schmelzpunkts, bei dem ebenso der
Clusterkern flüssig wird, konnte bis zu den experimentell realisierbaren Temperaturen
nicht festgestellt werden.
Generell ist für kompakte (Cluster-)Strukturen eine kleinere Schmelztemperatur zu er-
warten als im Festkörper. Weil bei Silber- gegenüber Kupferclustern eine geringere
Bindungsenergie pro Atom (berechnet für Cu55− und Ag55−: -0,69 eV) vorliegt, wird der
Schmelzbereich in einem untersuchbaren Temperaturintervall vermutet. Die Verflüssi-
gung des Silberfestkörpers tritt bei 1234,0K321 und damit ca. 120K früher als für Kupfer
ein. Da bei gleicher Kristallstruktur (beide fcc) wie erwartet ein linearer Zusammenhang
zwischen Schmelzpunkt und Bindungsenergie festgestellt werden kann, ist die obere
getroffene Annahme schlüssig.
Die Überprüfung von thermisch induzierten Oberflächenrekonstruktionen ist im Falle
von Ag55− anhand einer Reihe aus drei Messpunkten (T = 95K, 300K und 530K) durch-
geführt worden (siehe Abbildung 195). Für homologe Clusterionen mit mehr oder we-
niger Atomen können mögliche Schmelzprozesse mit Hilfe der Hochtemperatur-sMexp-
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Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333