Seite - 152 - in Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
Bild der Seite - 152 -
Text der Seite - 152 -
152 Strukturen von Metallclusterionen
5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen
Cluster aus 55 Atomen sind häufig als Gegenstand von theoretischen wie auch experi-
mentellen Untersuchungen ausgewählt und repräsentieren eine besondere intermediäre
Strukturordnung zwischen der eines Moleküls und eines Festkörpers. In kompakten
Anordnungen von Atomen können hochsymmetrische Körper mit abgeschlossenen oder
nahezu abgeschlossenen geometrischen Schalen zusammengesetzt werden.232 Die elekt-
ronische Struktur dieser Objekte zeigt damit einhergehend einen hohen Entartungsgrad
von Zuständen. Diese Eigenschaft kann z.B. mit Hilfe der PE-Spektroskopie untersucht
werden, wie es bereits für mehrere der in diesem Kapitel gezeigten Cluster von Wang et
al. und Kostko et al. in Experimenten getan wurde (Ti233, V234, Cr235, Co236, Ni237,
Cu/Ag/Au238). In bestimmten Fällen führt eine solche Analyse zu einer in diskrete An-
teile auflösbaren Bandstruktur, die überprüfbare Rückschlüsse auf die Geometrie des
Clusters zulässt. In der Regel gelingt in der Größe der hier vorgestellten Nanopartikel
keine Zuordnung einer Struktur oder lediglich im Zusammenhang eines Vergleichs mit
benachbarten Clustergrößen, die folglich eine entsprechend verminderte Entartung ihrer
elektronischen Zustandsdichte besitzen und ein komplexeres Spektrum ergeben. Eine
hohe Unsicherheit der aus diesem experimentellen Untersuchungsansatz heraus postu-
lierten Clusterstruktur bleibt bestehen, da diese methodenbedingt vergleichend mit theo-
retischen Vorhersagen lediglich indirekt durch eine sekundäre Eigenschaft – in diesem
Fall die elektronische Struktur – bestimmt wird.
Die Strukturcharakterisierungen theoretischer Untersuchungen in der Literatur be-
schränken sich zumeist auf hochsymmetrische Isomere und gehen aufgrund der enor-
men Komplexität des Minimierungsproblems239,240 der elektronischen Vielteilchensys-
teme bei einer Clustergröße von 55 Atomen von einem ikosaedrischen Strukturtyp aus
oder verwenden den Konfigurationsraum nicht vollständig erfassende lokale Optimie-
rungsverfahren.241–245 Für die meisten metallischen Systeme dieser Art wird implizit
eine ikosaedrische Geometrie als sehr günstig oder sogar als globales Minimum postu-
liert.246 Diese vermutete besondere Stabilität des Ikosaeders resultiert aus der Realisie-
rung einer sehr kompakten Oberfläche mit minimaler Oberflächenenergie bei einer
gleichzeitig hohen mittleren Koordination jedes Atoms. Der Strukturtyp wird i.d.R. in
Systemen mit einfachen ungerichteten Bindungen gefunden, die ausschließlich vom
Abstand der Atome abhängen, wie sie z.B. in Edelgasclustern247 geformt werden. Das
ikosaedrische Bindungsmotiv ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die experimentell
zum Großteil bisher nicht berücksichtigten Übergangsmetallcluster V55248, Mn55249,
Fe55250 und Ti55251 (zuvor aufgrund von PES-Experimenten für Ti55– von Wang et al.233
postuliert) vorhergesagt.
zurück zum
Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333