Seite - 34 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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34 Von den Anfängen bis zu Meinhard II. und der Begründung der Tiroler Landeseinheit (um 1285)
Quellen
Rezeption
Liber miraculorum dern zu opfern, wird er auf Anweisung des Richters seinen Schülern ausgeliefert, die
ihn mit ihren Schreibgriffeln zerfleischen (Paoli 2001, 232).
Non contenti sola feritate tortores sic magistri vulneribus illudebant : „Tu armasti manus nost-
ras ; ferrum quod gerimus tu dedisti : duriores reddimus quam senserimus plagas et in te fortio-
rem ponimus districtionem.“
Die grausame Bestialität genügte den Folterknechten nicht, sondern sie machten sich über
die Verletzungen des Lehrers auch noch lustig : „Du selbst hast uns Waffen in die Hände
gegeben ; die Waffe, die wir tragen, hast du uns gegeben : heftigere Schläge, als wir selbst sie
erlitten haben, geben wir zurück, und eine härtere Lektion erteilen wir dir.“
Von den Quellen, auf die Bartholomäus zurückgreift, nennt er Augustinus, Hierony-
mus, Gregor den Großen, Isidor von Sevilla, Paulus Diaconus und noch einige mehr,
zahlreiche andere hingegen bleiben ungenannt : Eusebius, Ado Viennensis, Petrus
Comestor u.a.; zum Gebrauch der Bibel als Quelle für sein Werk s. Pistone 1990.
Der Liber epilogorum diente Iacobus de Voragine als eine Vorlage für seine Le-
genda aurea (dazu Maggioni 1990) ; der Erfolg, der Iacobus zuteilwird, ist jedoch
unvergleichbar größer. Im 18. Jh. erstellt Anton Roschmann einen Auszug aus dem
Liber epilogorum unter dem Titel Bartholomaei Tridentini Praefatio et Legendae de
Sanctis Tirolensibus („Des Bartholomäus Tridentinus Einleitung und Legenden über
Tiroler Heilige“), der, wie aus dem Titel ersichtlich, einen Schwerpunkt auf den
Tiroler Heiligen hat (TLMF, Dip. 1110/2).
Das zweite Hauptwerk von Bartholomäus ist eine Sammlung von Marienmi-
rakeln mit dem Titel Liber miraculorum B. Mariae Virginis, die von Paltrinieri/
Sangalli 1950 einer ersten Untersuchung unterzogen wurde.11 Als Quellen benützt
er hier v.a. Werke von Autoren, die in derselben literarischen Tradition stehen – Jo-
hannes Monachus, Petrus Damianus, Konrad von Eberbach, Caesarius von Heis-
terbach u.a. –, sowie einen Liber de miraculis sanctae Mariae („Buch der Marien-
wunder“) aus dem 12. Jh. den Bernhard Pez 1731 in Wien herausgeben sollte ; auch
aus seinem Liber epilogorum übernimmt er zahlreiche Kapitel. Etwa 50 der ca. 200
Marienwunder sind autobiographisch : Wunder, die Bartholomäus selbst erlebt hat,
und solche, die er sich von Personen, die ihm persönlich bekannt sind, erzählen
lässt, um sie dann in eine schriftliche Fassung zu bringen. Um den Wahrheitsgehalt
dieser Erzählungen zu bekräftigen, betont Bartholomäus gern, dass er diese aus
erster Hand habe (Hec omnia ab ipso sacerdote audivi [Liber miraculorum12 80 ; „All
11 Eine kritische Edition wird von E. Paoli vorbereitet (vgl. Paoli 2001, XXVII).
12 Hier zitiert nach der bekanntesten Hs., Bologna, Biblioteca Universitaria, Cod. 1794 ; Ceccon
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593