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36 Von den Anfängen bis zu Meinhard II. und der Begründung der Tiroler Landeseinheit (um 1285)
Inhalt
Einordnung Chorherr in Salzburg, 1179–1199 Verwalter des Heilig-Kreuz-Spitals in Brixen und
1200–1210 Propst von Neustift war ; 1210 starb er. Hermann hat Hartmann zwar
nicht mehr persönlich gekannt, doch dienten ihm Äußerungen von Zeitgenossen
und Vertrauten des Brixner Bischofs, wie etwa seines Kaplans Konrad (Kap. 14)
und des Kellermeisters Heinrich (Kap. 17), als mĂĽndliche Quellen, die er zu einem
literarischen Werk verarbeiten konnte (Proömium, zitiert nach Sparber 1940) :
Nam que per viventem facta sunt, didici relatione probatissimorum virorum, quorum alii […]
per cottidiana obsequia, quia de eius curia fuerunt, ita familiares ei erant, ut eorum assertioni
merito credi debeat.
Denn was er zu seinen Lebzeiten vollbracht hat, habe ich durch die Erzählung sehr zu-
verlässiger Männer erfahren, von denen die einen […] durch den täglichen Dienst – sie
gehörten nämlich zur bischöflichen Kurie – so vertraut mit ihm waren, dass man ihren
Behauptungen zu Recht Glauben schenken muss.
Hartmann (*Â um 1090 bei Passau, 1140 Bischof von Brixen, 1142 GrĂĽnder des
Augustinerchorherrenstiftes Neustift, † 1164) war eine bedeutende Persönlichkeit,
die als Ratgeber und Vertrauter auch auf Friedrich I. einwirkte.13 Doch die Vita
Hartmanni stellt weniger die kirchenpolitischen Tätigkeiten des Bischofs dar als
vielmehr seine fromme und asketische Lebensweise und die von ihm gewirkten Mi-
rakel, ist mehr Erbauungsschrift als Biographie (s. dazu Sparber 1947, der die Vita
auf ihre Bedeutung als historische Quelle untersucht ; vgl. auch Sparber 1957). Ge-
schildert werden in der einen Prolog und 28 Kapitel umfassenden Lebensbeschrei-
bung Hartmanns jedoch nur Wirken und Wunder zu Lebzeiten, eine Darstellung
der Wunder nach seinem Tod fehlt. Wenn auch dieses Beispiel hagiographischer
Prosa nur unter Vorbehalt als Geschichtsquelle zu sehen ist und zudem zahlreiche
RĂĽckgriffe auf gattungstypische Topoi festzustellen sind, so sind aus dem Werk
doch wertvolle kultur- und mentalitätsgeschichtliche Informationen zu gewinnen.
Die Vita lässt stilistische Anklänge an die Vitae et miracula sanctorum Iuvaven-
sium Virgilii, Hartwici, Eberhardi („Leben und Wunder der Salzburger Heiligen
Virgil, Hartwig, Eberhard“ ; s. dazu Knapp 1994, 381–383) wie auch sachliche und
stilistische Anlehnungen an die Chroniken und die Gesta Friderici I. imperatoris
(„Die Taten Kaiser Friedrichs I.“) Ottos von Freising erkennen.14 Die älteste erhal-
13 Zur Person Hartmanns s. v.a. Sparber 1957, der eine Biographie Hartmanns verfasste, die u.a. die
Vita Hartmanni als Quelle heranzieht ; Sparber 1968, 56–66 ; Gelmi 2001, 59–63.
14 Otto und der Fortsetzer seines Werkes, Rahewin, schildern u.a. auch den Romzug Friedrichs I.
1154 durch das Eisacktal ; bei dieser Gelegenheit traf sich der Kaiser auch mit Hartmann (Gesta
Friderici I., 2,11).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593