Seite - 60 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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60 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser Maximilians
I. (1519)
Literatur-
produktion
Übersetzungen
Sigmund
Cusanus-Streit amten, aber auch Intellektuellen und Künstlern aus den Vorlanden und somit zu
wachsendem kulturellem Einfluss auf Tirol, der sich v.a. nach der Gründung der
Universität in Freiburg i.B. durch Herzog Friedrichs Bruder Albrecht VI. im Jahr
1457 noch verstärken sollte.
Auch aus Friedrichs Epoche ist recht wenig an lat. Literatur erhalten. Die Auto-
ren entstammen (mit Ausnahme des Arztes Udalricus de Arco) alle dem kirchlichen
Milieu. Unter den erhaltenen Werken finden sich eine Messerklärung und eine
Sammlung von Gebeten des Brixner Bischofs (reg. 1427–1437) und vormaligen
herzoglichen Kanzlers Ulrich Putsch, die Reden des Brixner Domherren (ab 1418)
und späteren Bischofs (reg. 1444–1450) Johannes Röttel, die historischen Auf-
zeichnungen des Brixner Domdekans Andreas Brunner, des Rattenberger Augusti-
nereremiten Johannes Spies und des herzoglichen Kaplans, des Wiltener Prämonst-
ratensers Michael Aussee (ULBT, Cod. 120) sowie die Briefe des Johannes Geus
von Gelnhausen, des späteren Gesandten des Konstanzer Konzils zu den Hussiten
und Abtes der Zisterze Maulbronn, aus seiner Zeit als Mönch und Prior in Stams
(ULBT, Serv. Cod. I.b.4).
Aus dieser Epoche haben sich auch die ältesten volkssprachlichen Tiroler Über-
setzungen aus dem Lat. erhalten. Ulrich Putsch übertrug, noch bevor er Brixner
Bischof wurde, das sehr verbreitete Werk Lumen animae als Das liecht der sel in die
Volkssprache, während der Kaplan des Meraner Spitals, Heinricus de Scharffen-
stein, mehrere Werke der mittelalterlichen Medizin verdeutschte (ULBT, Cod. 422,
vgl. Abb. 8). Die Übersetzung lat. Literatur sollte allerdings erst unter Friedrichs
Nachfolger zu voller Blüte kommen, als der Schnalser Kartäuser Heinrich Hal-
ler seine vermutlich im Auftrag der adeligen Herren von Annenberg entstandenen
Übersetzungen ins „gemeine Deutsch“ schuf.
Nach dem Tod Herzog Friedrichs im Jahre 1439 dauerte es bis 1446, ehe sein
Sohn Sigmund von seinem Vormund, dem König und späteren Kaiser Friedrich
III.
(reg. 1440–1493), die eigenständige Regierung im Land übertragen erhielt. Sig-
munds lange Regentschaft verlief im Wesentlichen friedlich. Den gleichsam geerb-
ten Konflikt mit den Schweizer Eidgenossen, die ihren Machtbereich immer wieder
auf Kosten der Habsburger erweiterten, beendete er 1474 durch einen Friedensver-
trag, und ließ sich danach nur noch 1487 zu einem Krieg gegen Venedig hinreißen.
Der Herzog – seit 1477 geschmückt mit dem Titel Erzherzog – bemühte sich v.a.
um eine friedliche territoriale Konsolidierung der Vorlande und verwendete darauf
einen guten Teil der reichen Einnahmen aus den Tiroler Bergwerken.
Europaweit bekannt bzw. berüchtigt wurde Sigmund durch seinen Konflikt mit
Nicolaus Cusanus (reg. 1450–1464). Der berühmte Philosoph und Theologe wurde
von Papst Nikolaus V. gegen den Willen des Domkapitels und des Landesfürsten
zum Brixner Fürstbischof bestimmt. Durch seinen Reformeifer machte sich der
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593