Seite - 64 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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64 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser Maximilians
I. (1519)
Maximilian I.
Grenz-
erweiterungen
Literaturbetrieb
Humanismus setzen, Macht und Finanzmittel Sigmunds einzuschränken und den Habsburgern
Kaiser Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian als künftigen Landesherren zu
huldigen. Dadurch legten sie die Erbfolge fest und schoben den wittelsbachischen
Ambitionen einen Riegel vor. Sigmund bemühte sich noch kurz und ohne Erfolg,
seine Macht zurückzuerlangen, bevor er sich 1490 in sein Schicksal fügte und Tirol
gegen eine beträchtliche jährliche Pension Maximilian überließ.
Der König, der bis zu diesem Zeitpunkt nur in den Niederlanden als Statthalter
für seinen Sohn Philipp regierte, erwarb mit Tirol sein erstes Herrschaftsgebiet. Er
machte das reiche und strategisch günstig gelegene Land zu einer wichtigen Basis
seiner Politik. In erster Linie mit Schwazer Silber finanzierte er seine Feldzüge; Ti-
roler Aufgebote kämpften für ihn, v.a. im Krieg gegen Venedig. Das in Innsbruck
errichtete Zeughaus wurde zu seinem Arsenal und Innsbruck zum europaweit be-
deutenden Zentrum der Plattnerei und des Geschützgusses.
Durch Maximilians politische und kriegerische Unternehmungen erhielt Ti-
rol im Wesentlichen jene Grenzen, die bis 1918 gelten sollten. Nach dem Tod
des Herrn der Vorderen Grafschaft Görz, Leonhard (reg. 1462–1500), übernahm
Maximilian gemäß einer Erbeinigung dessen Herrschaftsgebiete im Pustertal und
im heutigen Osttirol und gliederte sie Tirol an. Vier Jahre später erwarb er im
Zuge seiner Parteinahme in einem wittelsbachischen Nachfolgestreit die Gerichte
Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg, die ebenfalls an Tirol angeschlossen wurden.
Die Grenze im Süden wurde im Friedensvertrag mit Venedig 1516 fixiert, als die
Markusrepublik nach dem langen und für beide Seiten verlustreichen Krieg Riva,
Rovereto, die vier Vikariate (Ala, Avio, Brentonico und Mori) sowie Ampezzo dem
Kaiser überlassen musste.
Da sich Maximilian, dessen politische Visionen und Tätigkeiten ganz Europa
umfassten, nur fallweise in seinem ‚Lieblingsterritorium‘ aufhielt, konnte sich der
Innsbrucker Hof, seine Tiroler Residenz, auch unter ihm zu keinem bedeutenden
Literaturzentrum entwickeln. Die Literaten folgten dem Kaiser auf seinen Reisen
und Feldzügen und blieben, wenn der Fürst abwesend war, nur ausnahmsweise in
Tirol. Nur gelegentlich boten sich in Innsbruck Anlässe für bedeutende literarische
Produktionen. Solche waren z.B. Maximilians Hochzeit – seine zweite – mit Bianca
Maria Sforza († 1510), die man 1494 feierte und bei welcher von Gesandten glän-
zende lat. Reden gehalten wurden, und die 1501 erfolgte Krönung des Dichters
Heinrich Bebel (1472–1518) zum poeta laureatus.
Maximilians literarische Vorlieben galten eher den alten, ritterlichen Idealen, wie
es die von ihm veranlasste Sammlung alter Epen, das sogenannte Ambraser Helden-
buch, sowie die unter seiner Leitung entstandenen romanhaft ausgestalteten Biogra-
phien des Kaisers, Theuerdank, Weißkunig und Freydal, dokumentieren. Trotz dieser
persönlichen Präferenz war Maximilian ein großer Förderer des Humanismus, der
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593