Seite - 109 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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Geschichtsschreibung 109
Quellen
Sprache
Rezeption
Goswin von
Marienberg
nicht immer der gleiche Personenkreis in gleicher Weise betroffen war. Schließlich
wird auch noch kurz des verheerenden Einfalls von Heuschrecken im Etschtal Ende
August 1377 mit der damit verbundenen Hungersnot und Teuerung gedacht.
Giovanni da Parma beruft sich in erster Linie auf sein eigenes Erleben, manchmal
auch auf Nachrichten, die ihm zugetragen worden sind. Seine Berichterstattung
konzentriert sich demgemäß auf Trient und die nähere Umgebung. Nur ausnahms-
weise erwähnt er Fakten, die darüber hinaus führen. Für die detailreiche Schilde-
rung der Pest, ihrer Erscheinungsformen und Folgen besitzen die Ausführungen
jedoch eine überregionale Bedeutung.
Das Werk des Geistlichen enthält einige Anklänge an Bibelzitate und an liturgi-
sche Texte. Ansonsten schreibt der Autor ein sehr einfaches Lat., dessen Wortschatz
fallweise von Ausdrücken aus dem Volgare durchsetzt ist.
Die historischen Aufzeichnungen des Giovanni da Parma sind in Abschriften
des Trientner Adeligen Innozenz von Prato aus dem ausgehenden 16. Jh. (vgl. hier
S.
314) erhalten und wurden in dessen ungedruckt gebliebener Geschichte von Tri-
ent ausgewertet. Im 19. Jh. waren sie im Trentino bekannt, doch ihre überregionale
Bedeutung wurde erst in jüngster Zeit allmählich zur Kenntnis genommen (vgl.
Curzel 2001, 561–563).
Die nächste herausragende Persönlichkeit der lat. Historiographie in Tirol ist
Goswin von Marienberg. Goswin und sein Bruder Albert wurden wahrscheinlich
schon im Kindesalter von ihrer Mutter Irmgard dem Kloster Marienberg bei Burgeis
im Vinschgau übergeben. Geburtsjahr und nähere Herkunft Goswins sind nicht
bekannt. Albert fiel im Jahre 1348 der Pest zum Opfer, die sämtliche Mitglieder des
Benediktinerkonventes dahinraffte mit Ausnahme des Abtes, eines Priestermönchs,
des scholaris Goswin und eines Laienbruders. Im folgenden Jahr erhielt Goswin die
Priesterweihe und war dann durch mehrere Jahrzehnte mit großer Hingabe zum
Wohle der Mönchsgemeinschaft tätig. Spätestens im Jahre 1374 stieg Goswin zum
Prior in Marienberg auf. Im April des gleichen Jahres ernannte ihn der Habsburger
Herzog Leopold III., damals gemeinsam mit seinem älteren Bruder Albrecht III.
Landesherr von Tirol, in Bozen zu seinem Hofkaplan. Diese Auszeichnung war
offensichtlich mit keiner erkennbaren Änderung der Lebensweise und des Wirkens
von Goswin verbunden, der sich in der Folge nicht in der Umgebung des Herzogs,
sondern weiterhin in seinem Konvent aufhielt. Im Juli 1374 erkrankte der Prior an
der Pest, genas aber wieder von der Krankheit. Die letzten gesicherten Zeugnisse
von Goswins Wirken datieren aus den Jahren 1391–1393. Weder das Jahr noch der
Tag seines Todes sind überliefert.5
5 Zu Goswins Biographie vgl. Riedmann 1981 ; Riedmann 1993 ; Riedmann 1996, XV–XXXVIII
(mit Verweisen auf die ältere Literatur).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593