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Geschichtsschreibung 111
Registrum
gen bis hin zu einfachen Wohltätern,
zugunsten der Mönchsgemeinschaft im
Vinschgau ausgestellt worden sind. Im
narrativen Teil eines dieser Reskripte
wird bereits Bezug genommen auf ein
novum registrum, das auch als Chronik
bekannte Hauptwerk Goswins.
Diesem Werk verdankt der Marien-
berger Mönch die Charakteristik als
der „einzige mittelalterliche Chronist
von größerer Bedeutung, den Tirol bis
dahin hervorbrachte“ (Lhotsky 1963,
358). Goswin selbst hat für seine Dar-
stellung die Bezeichnung Registrum ge-
wählt. Sie entspricht auch wesentlich
besser dem Inhalt und der Form des
Werkes, als der seit dem 19. Jh. öfters
verwendete Titel „Chronik“. Das Regi-
strum monasterii Montis sancte Marie ordinis sancti Benedicti, Curiensis dyocesis, Vallis
Venuste, de omnibus suis libertatibus iuribus exempcionibus a Romanis pontificibus
sive aliis principibus sibi collatis („Register des Klosters Marienberg, vom Orden des
Hl. Benedikt, der Diözese Chur im Vinschgau, über alle seine Freiheiten, Rechte,
Exemtionen, die es von den römischen Oberhirten und anderen Fürsten übertragen
erhalten hat“, vgl. Abb. 17) muss spätestens um 1374 existiert haben.7 Eine erste
Fassung dürfte aber bereits um 1357 entstanden sein. Das Werk enthält jedoch
Fortsetzungen und Nachträge von der Hand Goswins bis in das Jahr 1393. Auf eine
allgemeine Einleitung, in welcher der Verfasser die grundsätzlichen Motive für sein
Werk darlegt, folgt auf 50 Seiten ein Kalendar mit den Gedenktagen von Angehöri-
gen des Klosters und zahlreichen Wohltätern, fallweise auch angereichert mit knap-
pen weiterführenden Notizen. Der erste Abschnitt im Hauptteil beginnt noch ein-
mal mit einer Darlegung der Beweggründe für die Erstellung des Werkes und bietet
dann eine Schilderung der Gründung des Klosters in Schuls im Engadin um 1090
sowie seiner Verlegung nach Marienberg um die Mitte des 12. Jhs. Es folgt dann
der genaue Wortlaut zahlreicher Verfügungen von Kaisern, Päpsten und Fürsten
7 Original des Registers in der direkten Verwahrung des jeweiligen Abtes in MB, ohne Signatur ; Fak-
simileausgabe : Goswin 1996 ; weitere Abschriften von J. Jocher um 1600 in Marienberg und von J.
Röggel, Anfang des 19. Jhs. (TLMF, Dip. 1319). Editionen : Schwitzer 1880, jetzt überholt durch
Roilo/Senoner 1996.
Abb. 17: Ausschnitt aus dem Registrum des
Goswin von Marienberg.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593