Seite - 139 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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Brief 139
Briefe an
Johannes
Reuchlin
Schenck an
Reuchlin
Fuchsmagen an
Reuchlin
sen Worten und sei versichert, dass ich bereit bin, mich fĂŒr deinen Ruf und deinen Ruhm
jeder Gefahr auszusetzen.
Der Vergleich des Freundes mit Jesus von Nazareth hat hier nicht nur eine sehr
tröstlich-enkomiastische Aussage (schlieĂlich werden sowohl Celtis als auch dieser
von einem âverblendetenâ Teil der Bevölkerung völlig falsch eingeschĂ€tzt), sondern
stellt, da sich der Brief dem Ende zuneigt, zuletzt wieder die gewohnte Hierar-
chie her, indem sich der Verfasser zumindest allusorisch in die Rolle des JĂŒngers
und MĂ€rtyrers begibt, welcher seinem Herrn unbedingt beisteht, auch wenn dieser
nicht da ist. Letztlich mag diese etwas ĂŒbertriebene Form des Lobes wohl auch
dazu gedacht gewesen sein, die unerfreulichen Mitteilungen am Ende des Briefes
etwas abzufedern : Dort muss Tritonius nÀmlich eingestehen, die Beschreibung des
Etschtales, welche schon vor zwei Jahren hÀtte fertig sein sollen, immer noch nicht
angegangen zu haben.
Neben Konrad Celtis war ein weiterer Adressat vieler Briefe aus dem gesamten
Raum Tirols der Pforzheimer Humanist Johannes Reuchlin, welcher sich in der Ge-
schichte v.a. ob seiner entscheidenden Rolle im Zusammenhang mit den Epistulae
virorum obscurorum (âDunkelmĂ€nnerbriefeâ) einen Namen erworben hat.
In einem Brief mit einem in Gelehrtenkreisen typischen Anliegen, nÀmlich je-
nem, ein Werk durchzusehen und zu kommentieren, trat 1488 auch der Innsbru-
cker Andreas Schenck an Reuchlin heran. Die beiden hatten sich wohl anlÀsslich
der Krönung Kaiser Maximilians in Aachen kennen gelernt (Dörner/DallâAsta
1999, 66â67 Nr. 19) und hatten dann, wie aus dem Brief hervorgeht, den Kontakt
zueinander verloren, worĂŒber sich Schenck zu Beginn seines kurzen Schreibens bit-
terlich beklagt. Dann kommt er ohne Umschweife auf sein eigentliches Anliegen
zu sprechen : Reuchlin solle seinem Landesherrn, Graf Eberhard im Bart, eine Frie-
densrede, welche Schenck wohl 1487 in Venedig gehalten hatte, vortragen, nicht
ohne jedoch diese vorher noch einmal zu ĂŒberprĂŒfen und allfĂ€llige Verbesserungen
anzubringen. Wie schon bei Tritonius bekommt vor diesem Hintergrund auch hier
der anklagende Ton am Beginn eine taktische Funktion : Durch die Anspielung auf
die vorangegangene Verletzung der Freundschaftspflicht kann es sich Reuchlin nun
nicht mehr erlauben, den Freund ein weiteres Mal zu enttÀuschen.
Auch der berĂŒhmte Tiroler Humanist Johannes Fuchsmagen (vgl. hier S. 65)
aus Hall in Tirol unterhielt zu Reuchlin enge Beziehungen, wie zahlreiche Briefe
bezeugen. Anhand eines im Februar 1493 aus Linz abgeschickten Briefes (Dörner/
DallâAsta 1999, 183â186, Nr. 59) lĂ€sst sich beispielsweise schön zeigen, wie hu-
manistische Korrespondenz eine vollendete Symbiose zwischen thematischer He-
terogenitÀt und inhaltlicher KohÀrenz anstrebte und meistens auch erreichte. Im
konkreten Fall berichtet Fuchsmagen zum einen davon, dass er eine Darstellung
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Ć ubariÄ
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Ć ubariÄ) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Ć ubariÄ) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Ć ubariÄ) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur GrĂŒndung der UniversitĂ€t (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Ć ubariÄ) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Ć ubariÄ) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593