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190 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser Maximilians
I. (1519)
Die betreffenden Ärzte haben, wie Au-
gustinus gegen Textende erklärt, die Ur-
sache der Krankheit in der Witterung
des Jahres gesucht (Bl. 19v) :
Unde quidem medici in variis regonibus et spe-
cialiter Perusii iudicaverunt infirmitates istius
anni accidisse ex pluvia illa, quod manifeste est
falsum. Tum quia in M°CCC°38 et 39 fuerunt
pluvie quasi continue et tamen non fuit pestis
egritudinum ut in isto anno […].
Deshalb urteilten freilich Ärzte in verschie-
denen Teilen Italiens und ganz besonders in
Perugia, dass die Krankheiten dieses Jahres
von jenem Regen herrührten, was offensicht-
lich falsch ist, einerseits weil es 1338 und
1339 sozusagen ununterbrochen Regen gab
und eine Epidemie wie in diesem Jahr den-
noch nicht vorgekommen ist […].
Augustinus wollte diesen Fehler behe-
ben und gleichzeitig nicht nur ein Gut-
achten über die Krankheiten dieses Jahres geben, sondern auch eine Einführung in
das Thema schreiben, die in allen Jahren nützlich sein würde, in denen aus astrolo-
gischer Sicht ähnliche Bedingungen vorkommen würden.
Zu Beginn der Schrift erklärt Augustinus die Ursache der Krankheit : Sie liegt im sechsten
Haus des Himmels. Die astrologische Theorie teilt den Himmel nicht nur in zwölf Stern-
zeichen ein, durch die die Planeten im Laufe des Jahres wandern, sondern auch in die soge-
nannten Häuser, zwölf von der Erde aus gesehen fixe Abschnitte des Himmels, denen ein
entscheidender Einfluss auf verschiedene Aspekte des Lebens zugeschrieben wird, wie z.B.
auf das materielle Wohl, auf Kinder, Ehe, Reisen oder Ehren. Das erwähnte sechste Haus
hat Einfluss auf Gesundheit bzw. Krankheiten. Wenn sich in diesem Abschnitt des Him-
mels ein bösartiger Planet befindet (als solche galten Mars und Saturn), dann muss man
mit Krankheiten rechnen. Wie nun in diesem Denksystem jeder Mensch ein individuelles
Horoskop hat und das Zusammenspiel der Häuser, Sternzeichen und Planeten bei seiner
Geburt seine Fähigkeiten und Neigungen, mitunter auch sein Schicksal bestimmt, so kann
man auch aus der Konstellation zu Beginn eines Jahres ersehen, wie dieses Jahr sein wird.
Abb. 28: Iatromathematisches Gutachten über
das Jahr 1340 des Augustinus de Tridento für
Fürstbischof Nikolaus von Brünn.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593