Seite - 206 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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206 Von der Tiroler Landeseinheit bis zum Tod Kaiser MaximiliansÂ
I. (1519)
Gregor von
Heimburg
Verteidigungs-
schriften
Appellatio
a censura dem Vorbehalt, dass die Rechte der Kirche unangetastet bleiben, besonders die auf Schloss
Petersberg mit den dazugehörigen Grundstücken und dem Meierhof in Axams und dem
Markt Matrei, samt der Gerichtsbarkeit, den dazugehörigen Grundstücken und anderen
Rechten, welche die Kirche auf die Pfarrkirchen und ihre Beiträge und auf die Klöster und
die Zehnten hat, und den anderen geistigen und weltlichen Rechten welcher Art auch
immer, die wir durch diese Investitur keinesfalls aberkennen wollen.
Auch wenn man von der Sprachenmischung im ersten Beispiel absieht, fällt auf,
dass Cusanus dort einen deutlich einfacheren Stil verwendet. Die Lexik ist verhält-
nismäßig untechnisch, die Sätze sind vergleichsweise kurz und syntaktisch einfach.
Die Supplik an den Kaiser ist dagegen im stylus curiae gehalten. Fachtermini wie
iurisdicio, investitura und preiudicium treten gehäuft auf und die Sätze nehmen kein
Ende, ehe der jeweilige rechtliche Sachverhalt inklusive aller Erweiterungen und
Einschränkungen erschöpfend dargelegt ist.
Zu Cusanus’ erbittertsten Kontrahenten zählte Sigmunds Kanzler Gregor von
Heimburg (nach 1400–1472 ; ADB 11, 327–330 ; NDB 8, 274–275). Heimburg
studierte u.a. in Wien und Padua und nahm als Generalvikar fĂĽr kirchliche Fragen
am Konzil von Basel teil. Ab 1435 war er Rechtsberater fĂĽr die Stadt NĂĽrnberg,
ein Amt, das er bis 1461 innehatte. Im Jahr 1458 trat er zudem in die Dienste
Albrechts VI. von Ă–sterreich und Erzherzog Sigmunds. Als Sigmund nach seiner
zweiten Exkommunikation 1461 wieder eine Annäherung an den Papst suchte, ließ
Heimburgs Einfluss auf ihn nach. Später war er Berater König Georgs von Podieb-
rad. Nach dessen Tod kehrte er nach Sachsen zurĂĽck, wo er schlieĂźlich auch starb.
Neben den hier behandelten Schriften sind von Heimburg noch zahlreiche Briefe,
Akten, Reden usw. erhalten, die in verschiedenen deutschen Bibliotheken verstreut
liegen (Kemper 1984, 159–190).
Heimburgs vermutlich bekannteste Werke sind die gegen Papst Pius II. gerich-
teten Verteidigungsschriften, die er sämtlich während seines von 1458 bis 1461
dauernden Aufenthalts in Tirol verfasst hat : die Sigismundi ducis Austriae appel-
latio a censura Pii papae II. („Appellation Sigmunds, des Herzogs von Österreich,
gegen den Bann Papst Pius II.“) sowie die Appellatio Gregorii Heimburg […] ad
concilium futurum („Appellation des Gregor von Heimburg […] an ein künftiges
Konzil“).
In der Appellatio a censura (Ausgabe : Freher, Rerum Germanicarum scriptores,
Bd. 2, 203–206) wird die Einmischung des Herzogs in geistliche Angelegenheiten
mit seinem ius advocatiae, d.h. seinem Recht zum Schutz der Kirche, begrĂĽndet
und die alleinige Schuld an der Eskalation der Lage Nicolaus Cusanus zugescho-
ben : dieser wolle das Lehen Landsfremden ĂĽbertragen und die Bergrechte an sich
reißen. Von Schuldzuweisungen an den Papst hält sich Gregor von Heimburg noch
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593