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244 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Jakob Fischer :
Poema
paraeneticum Franz I. von Frankreich zu. Im Zentrum steht dabei die Schlacht von Pavia (1525), in der
Giangaudenzio Madruzzo, der Ururgroßvater des Rektors, sich große Verdienste erwarb.
Das zweite Buch steht im Zeichen der zahlreichen Krisenherde, welche das politische, ge-
sellschaftliche und religiöse Leben in den 30er- und 40er-Jahren des 16. Jhs. prägten : der
wieder aufflackernde Krieg gegen Frankreich, die Türkengefahr und der immer mehr eska-
lierende Konflikt mit den protestantischen Reichsfürsten. Der Dichter schildert, wie drei
Söhne Giangaudenzios an diesen Geschehnissen teilhaben. Eher kurz ist der Abschnitt
über Cristoforo, mit dem die Familie zum ersten Mal den Erzbischof von Trient stellt (30).
Der Hauptteil des Buches (31–47) zeigt uns Aliprando Madruzzo zunächst als tapferen
Gefolgsmann des spanischen Heerführers Alfonso del Vasto und erzählt dann von seinem
Aufstieg zu einem der wichtigsten Offiziere Karls V. Am Ende steht der Tod Aliprandos,
der im Jahr 1547 im frühen Alter von 25 Jahren in Ulm einer Krankheit erliegt und des-
sen Platz im Heer Karls von seinem Bruder und Waffengefährten Nicolò eingenommen
wird (48). Um Nicolò und Cristoforo, die vom Reich und vom Heiligen Stuhl mit ver-
schiedenen militärischen und politischen Missionen betraut werden, geht es auch in den
ersten zwei Dritteln des dritten Buches (Bl. 49v–52v).13 Nach und nach finden aber auch
andere Mitglieder der Familie Erwähnung : Auf Bl. 51v werden die zwei ältesten Söhne
Nicolòs ins Geschehen eingeführt ; der jüngere Lodovico, späterer Nachfolger Cristoforos
auf dem Bischofsstuhl in Trient, hält in Augsburg vor dem versammelten Reichstag eine
Gedenkrede auf den verstorbenen Karl V., der ältere, Giovanni Federico, zeichnet sich bei
der Eroberung der Insel Djerba aus. Giovanni Federico ist auch das Bindeglied zu Carlo
Gaudenzio, dem Adressaten des Gedichts. Dieser ist nämlich sein Sohn und wird kurz vor
Ende des Werkes nebst einigen anderen noch lebenden Familienmitgliedern apostrophiert
(53–55). Das Gedicht schließt mit einer Beschreibung des Wappens der Madruzzo und
einer Sphragis des Dichters (55–56).
Das zweite Madruzzo-Gedicht des Bandes, das Poema paraeneticum ad inclytum
[…] Carolum Gaudentium […] („Erbauungsgedicht für den berühmten Carlo
Gaudenzio […]“) stammt von Jakob Fischer. Von ihm wissen wir nur, dass er aus
Hirschberg in Schlesien gebürtig ist und sich im Jahr 1581 an der Universität In-
golstadt immatrikuliert hat (Pölnitz 1937–1939, Bd. 1, 1096). Es ist anzunehmen,
dass er im Jahr 1583 ein Schüler Engerds war und dass sein Gedicht als willkomme-
ner Anhang zu dessen Madrucias abgedruckt wurde.
Das in gefälligen Hexametern verfasste, ungefähr 30 Druckseiten lange Werk schildert zu-
nächst, wie sich der Dichter, der sich bereits mit dem Gedanken trägt, ein Gedicht für den
neuen Rektor Carlo Gaudenzio Madruzzo zu verfassen, von einem schönen Frühlingstag
13 Der Druck ist größtenteils seitenweise paginiert, zählt aber mitunter auch nach Blättern.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593