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Geschichtsschreibung 317
Nachwirken
Ambrogio Franco
Mit großer Verlässlichkeit und einzigartiger Vorzüglichkeit haben die Bischöfe die Diözese
Trient verwaltet und mit so groĂźem Lob gelenkt, dass sie selbst durch den Ruhm ihrer Ta-
ten und viele ihrer Untertanen durch militärische Tapferkeit, Gelehrsamkeit und Vortreff-
lichkeit in vielen Beispielen glänzten ; daher will ich in den folgenden Büchern das Leben
und die vortrefflichen Taten der einzelnen Bischöfe und anderer berühmter Trientner, die
des ewigen Angedenkens wĂĽrdig sind, in der vorliegenden Geschichte unserer Heimat mit
Gottes Hilfe zusammenschreiben.
Im TLMF liegt eine Hs. (Dip. 932) aus dem späten 17. oder frühen 18. Jh., in
der verschiedene Exzerpte aus Tiroler Historiographen gesammelt sind. Das erste
Exzerpt trägt den Titel Synopsis historiae Tridentinae conscripta ab Innocentio a Prato
(„Zusammenfassung der Geschichte von Trient des Innozenz von Prato“) und fasst
ohne RĂĽcksicht auf die Struktur des Originals oder auf dessen Bucheinteilung die
Fakten auf neun Blättern (1r–9v) zusammen, wobei am Rand die entsprechende
Blattangabe des Originals vermerkt wird und gelegentlich auch Ergänzungen ein-
gearbeitet werden.13 Der letzte Eintrag bezieht sich auf ein „fol. 241“. Unklar ist,
welche Hs. als Vorlage gedient hat, denn sowohl BCT, ms. 4 als auch die Abschrift
BCT, ms. 5–7 sind nach Seiten, nicht nach Blättern gezählt, und mit der Zählung
der foliierten Abschrift BCT, ms. 8 stimmen die Angaben in der Synopsis inhaltlich
nicht überein. Dass man Innozenz’ Werk gerne exzerpiert und dann bis in die eigene
Zeit fortgesetzt hat, belegt auch eine weitere Hs. aus der BCT (ms. 19) aus dem 18.
Jh., die auf 136 Seiten in ergänzten Exzerpten aus Innozenz einen Katalog der Kon-
suln der Stadt Trient von 1415 bis 1763, einen Auszug aus den Stadtmatrikeln bis
1769 sowie Angaben zur Zeit der Trientner Sedisvakanz von 1677 zusammenstellt.
Von groĂźer regionaler Bedeutung ist auch der 1559 in Arco geborene Histo-
riker Ambrogio Franco. Nach dem Studium der Medizin und der Juristerei in
Padua wurde er Notar in seiner Heimatstadt, wo er sich bis zu seinem Tod 1611
auch intensiv der Literatur widmete : Durch seine Kenntnisse in den drei klassi-
schen Sprachen Hebräisch, Griechisch und Lat. sowie als Gelegenheitsdichter hat
er sich einen Namen in der literarischen Welt gemacht (vgl. Allegri 2002, 572).
Die meisten seiner Werke sind jedoch nie gedruckt worden, sondern haben sich
hs. in verschiedenen Abschriften erhalten. Bei seinen historischen Studien wurde
Franco von seiner Familie tatkräftig unterstützt, wovon die Mitarbeit seines Bru-
ders Giovanni Battista und seines Sohnes Giovanni Domenico bei verschiedenen
Werken zeugt.14
13 Tartarotti 102 verweist z.B. auf die Erwähnung des Todes von Kardinal Lodovico Madruzzo im Jahr
1600.
14 Vgl. Tartarotti 93–105 ; Hirn 1885–1888, Bd. 1, 359 ; Ambrosi 1894, 24 ; Gasser 1, 241–242.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593