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320 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
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Fortwirken
Innsbruck Landschaft, die mit Reichtümern aller Art gesegnet ist. Dann (Abs. 7–10) folgt die Dar-
stellung dem Lauf des Flusses Sarca, von seiner Quelle bis zur Mündung in den Gardasee.
Der dritte Teil (Abs. 11–21) zeigt in großen thematischen Blöcken die Besonderheiten des
Landes : Weinbau, Viehzucht, Früchte, Jagd, Kräuter, Menschenschlag, Landwirtschaft,
Frömmigkeit. Im umfangreichen vierten Teil (Abs. 22–34) wird die Geographie der Graf-
schaft im Detail Ort für Ort mit architektonischen Besonderheiten erklärt.
Welcher Teil der Schrift von Ambrogio und welcher von Giovanni Battista stammt,
lässt sich nur an einer Stelle mit Sicherheit sagen : In Abs. 19 geht es um die wun-
dersame Erscheinung einer unvergänglichen Rinde ; wenn es dann weiter heißt, ego
quidem anno 1621 […] deveni („ich bin 1621 […] dorthin gekommen“), so kann mit
ego nur Giovanni Battista Franco gemeint sein, da Ambrogio zu diesem Zeitpunkt
bereits seit zehn Jahren tot war. Ansonsten ist es schwierig, die Autoren zu trennen.
Zu kurzsichtig wäre es, alle Kapitel, die mit Wendungen wie sed redeamus ad („aber
kommen wir zurück zu“) enden, mit der üblicherweise Exkurse abgeschlossen wer-
den, als spätere Einschübe Giovanni Battistas zu benennen : Solche Exkurse könnten
bereits von Ambrogio Franco als bewusstes Stilmittel eingesetzt worden sein.
An antiken Schriftstellern werden in diesem Werk hauptsächlich Dichter (Ti-
bull, Vergil), aber auch Cicero zitiert. Wie bei Historikern des 16. Jhs. üblich, wer-
den moderne Gewährsmänner oft im name dropping-Verfahren aufgezählt, wobei
Biondo, Sabellini, Corius und Lazius auftauchen. Aus einem Brief des Scipio a
Castro wird im Original zitiert, ebenso werden manche Inschriften im Wortlaut
angeführt. Für die Behauptung, Sarca sei die Mutter des Benacus (Abs. 9), dürfte
Berganus’ Gedicht Benacus Pate gestanden haben, nicht die mythologische Dich-
tung Sarca, in der die Sarca als männlicher Flussgott erscheint.
Das Geschichtswerk des Franco wurde später erweitert, so z.B. in der Hs. TLMF,
Dip. 1154, ab Bl. 34. Zu den dort eingearbeiteten Erweiterungen gehört u.a. ein fünf
Blätter umfassendes Extractum de rebus gestis nobilissimorum duorum fratrum Robo-
retorum circa annum 1162 ex historia manuscripta Arcensi Ambrosii Franci („Exzerpt
über die Geschichte zweier hochadeliger Brüder aus Rovereto aus dem Jahr 1162, aus
der hs. Geschichte von Arco des Ambrogio Franco“), das im Jahr 1668 abgeschrieben
wurde. Francos Werke waren generell für die Regionalgeschichte von großer Bedeu-
tung und wurden vielfältig benutzt : Tovazzi, Nr. 205 weiß etwa zu berichten, dass
Baron Federigo di Castelbarco bis zu seinem Tod 1584 gerne in einem commentario-
lum manuscriptum („kleine hs. Monographie“) las, das auf der Grundlage von Fran-
cos Geschichtswerk die Auseinandersetzungen zwischen den Herren von Castelbarco
und Bischof Adelpret darstellte ; das commentariolum ist heute verloren.
In Nordtirol erhielt die historiographische Produktion v.a. durch das Eintreffen
von Erzherzog Ferdinand II. 1567 in Innsbruck neue Impulse. Einerseits waren es
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593