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326 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Quellen ginn von Buch neun (318–353) steht die Entrüstung der Franzosen über die Heirat Marias
mit Maximilian, die in Belgien stattfand. Die Franzosen wurden im Kampf besiegt. Beson-
dere Probleme bereitete Maximilian die Stadt Gent. Mathias Corvinus brach mit seinen
Truppen wiederum in Österreich ein. Am Beginn des zehnten Buches (354–390) belagerte
er Wien und zwang die Stadt zur Kapitulation. Maximilian kämpfte derweil in Flandern
und wurde zum König des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. In Brügge geriet er kurz-
fristig in Gefangenschaft. In Tirol brach der Krieg zwischen Herzog Sigmund und Vene-
dig aus. Nach dem Tod des Mathias Corvinus marschierte Friedrich in Ungarn ein. Nach
dem Friedensschluss mit Frankreich vereinbarte Maximilian seine zweite Ehe mit Bianca
Maria Sforza und wurde nach dem Tod seines Vaters sein Nachfolger. Am Beginn des sehr
sprunghaften elften Buches (391–426) stehen die Hochzeitsfeierlichkeiten in Innsbruck.
König Karl von Frankreich eroberte indessen Neapel, verlor es aber bald wieder. Nach dem
Tod Herzog Sigmunds wurde Tirol direkt dem Kaiser unterstellt. Maximilian begab sich
auf Italienzug. Danach kam es zum Krieg gegen die Schweizer. In Frankreich folgte König
Ludwig dem verstorbenen Karl nach und eroberte Mailand und Neapel. Philipp wollte
durch Frankreich nach Spanien reisen. Die Kriege Maximilians in Geldern beschließen das
Buch. Das letzte Buch (427–477) beginnt mit der Machtübernahme Philipps in Spanien.
Venedig und Frankreich wandten sich wieder gegen Maximilian. Nach einigen Kriegsbe-
richten in Italien endet das Werk mit dem Tod Kaiser Maximilians.
Zu de Roos Quellen gibt es bereits eine ausführliche Untersuchung (Straganz
1907). Viele Quellen werden vage und anonym zitiert, etwa mit sunt, qui dicant
(88 ; „es gibt welche, die sagen“) oder invenio in manuscriptis (30 ; „ich lese in einer
Hs.“). Manche Schriften werden nach ihrem Entstehungs- bzw. Aufbewahrungs-
ort zitiert, so eine Straßburger Chronik (14), eine Kärntner Chronik (57) oder
eine Basler Chronik (76). Als Autoritäten werden häufig Lazius und Aventinus
genannt, aber auch Thomas Ebendorfer von Haselbach oder Cuspinianus. Inns-
brucker Ereignisse des Jahres 1336 berichtet de Roo nach der Vorlage der Annales
Putschs (97) ; für die Belagerung von Petra 1508 ist Pincio der Gewährsmann. Eine
durchaus kritische Tendenz im Umgang mit den Quellen erkennt man daran, dass
ein Ereignis häufig aus mehreren Perspektiven geschildert wird, oft heißt es alii
habent (z.B. 67 ; „andere aber meinen“). Gegen manche Autoren wird regelrecht
polemisiert : Nauclerus […] quem ego cum aliis sequi nolim, quod certiora invenisse
mihi videar : nihil interim lectori praescribo. […] Si quis certius quid invenerit, id
sequatur. (22 ; „Nauclerus […], dem ich mit anderen nicht folgen möchte, weil
ich meiner Meinung nach verlässlichere Informationen gefunden habe ; dem Leser
aber will ich hier keine Vorschriften machen. […] Wenn jemand etwas Verläss-
licheres findet, möge er sich daran halten !“) Wie frei de Roo dabei mit seinen
Quellen umgeht, zeigt die Rede Antonio Giustinianis vor Kaiser Maximilian, die
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593