Seite - 330 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Bild der Seite - 330 -
Text der Seite - 330 -
330 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Ferdinand
Karl von Burgau
Francesco Terzio grundgelegt ist : Er wolle nicht Geschichte schreiben, sondern die Person wie auf
einem Porträt darstellen, heißt es z.B. im Leben des Kimon (2,3 ; vgl. IJsewijn 1983,
2). Die Auswahl,29 die Schrenck traf, ergibt ein buntes Bild von verschiedenen
Habsburgern, bayerischen Herzögen, französischen Königen, zwei Osmanen, pol-
nischen und dänischen Herrschern. Weiters findet man deutsche Fürsten (Bran-
denburg, Württemberg, Sachsen, Hessen, Jülich-Kleve) und italienische Potentaten
(von Urbino, Mantua, Florenz, Ferrara, Parma, Venedig, Mailand, Bergamo). Wäh-
rend in der ersten Hälfte v.a. Machthaber dargestellt werden, dominieren große
Feldherren bzw. Helden die zweite Hälfte.
Die Biographien folgen nicht dem antiken Vorbild Suetons, der seine Viten in
verschiedene Rubriken eingeteilt hat, sondern erzählen das Leben des Dargestellten
chronologisch von seiner Geburt bis zu seinem Tod nach. Greift man die Biogra-
phie Erzherzog Ferdinands heraus, wird schnell klar, was diese Texte wollen : Nach
einer kurzen Einleitung über seine Eltern und seine Jugend kommt ebenso kurz
seine Zeit in Böhmen zur Sprache, an die sich eine ausführliche Beschreibung sei-
ner Leistungen in den Türkenkriegen – hier war Schrenck Augenzeuge – anschließt.
Über seine Herrschaft in Tirol verliert Schrenck von Notzing kein einziges Wort. Es
geht in diesen sogenannten vitae nämlich ausschließlich um die militärische Karri-
ere und um die Schlachtfelder, auf denen sich der Held bewährt hat.
Eine weitere interessante Biographie ist die des aktuellen Förderers des Schrenck
von Notzing : Karl Markgraf von Burgau. Schrenck nutzt die Gelegenheit, um in
einem einzigen Text seine beiden Mäzene, Vater und Sohn, zu loben : „Tapfere
Männer bringen tapfere Männer hervor, Ferdinands Tapferkeit hat sich auf seinen
Sohn übertragen !“ Karl habe in seiner Jugend bereits deutliche Neigungen zum
Kriegshandwerk gezeigt und seine Talente in Belgien (für Philipp II.) und gegen
die Türken (für Rudolf
II.) einsetzen können. Mit einem schlichten Gebet an Gott,
er möge Karl noch ein langes Leben schenken, schließt diese Vita. Kein Wort wird
über die Waffensammlung verloren, die sich ja nun in Karls Besitz befindet, keines
über das Schloss Ambras, keines über Tirol.
Lhotsky 1962, 95 bringt Schrencks Werk mit Francesco Terzios Austriacae gentis
imagines („Bildnisse des Hauses Österreich“), die zunächst 1558 und dann in einer
erweiterten Auflage zwischen 1569 und 1573 in Innsbruck gedruckt wurden, in Ver-
bindung (Menta 1993). Der 1523 in Bergamo geborene Maler und Kupferstecher
Terzio arbeitete lange Zeit für Erzherzog Ferdinand, ehe er nach Italien weiterzog, wo
er schließlich in Rom 1591 starb (Scheicher 1983). Mit Schrencks Werk verbindet
29 Dass es sich um eine Auswahl und um keine komplette Beschreibung der Rüstkammer handelt,
zeigt ein Vergleich mit Sacken 1885, der in seinem vollständigen Verzeichnis der Ambraser Samm-
lungen stets anführt, wenn ein Stück nicht bei Schrenck vermerkt wurde.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593