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360 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
Charakteristik,
Bedeutung
Opusculum
Compendium desselben“), erstmals erweitert durch Abbildungen aller besprochenen Pflanzen und
Tiere. In der Folgezeit ließ Mattioli neben einigen weniger bedeutenden Werken
weitere, jeweils verbesserte und erweiterte italienische und lat. Ausgaben der Kom-
mentare drucken ; bald kamen auch eine französische und eine tschechische so-
wie eine erweiterte deutsche Übersetzung seines Assistenten Georg Handsch (vgl.
Abb. 48, s. hier S. 364) heraus, deren Entstehung Mattioli persönlich überwacht
hatte.
Mattiolis Kommentare hoben sich von sonstigen Kommentaren zu Dioskurides
und von anderen ähnlichen Schriften einerseits inhaltlich ab, indem sie sich auf
den praktischen Nutzen und die Identifizierung der Pflanzen konzentrierten und
auf philologische und antiquarische Untersuchungen weitgehend verzichteten, an-
dererseits sprachlich durch ihren eleganten Stil, sowohl in der italienischen als auch
in der lat. Version. Sie waren ein Werk von europaweiter Bedeutung, nicht nur
hinsichtlich ihrer Verbreitung, sondern auch insofern, als sich in ihnen das Wis-
sen zahlreicher Gelehrter aus ganz Europa niederschlug. Seit der ersten Veröffent-
lichung der Kommentare waren Mattioli von überall her Informationen über die
besprochenen Pflanzen zugeschickt worden, sei es durch von ihm initiierte Nach-
forschungen, z.B. im ostmediterranen Raum, wohin er selbst nicht reisen konnte,
sei es weil Gelehrte spontan ihr Wissen weitergeben wollten. Die Kommentare
wurden so zum Sammelbecken naturkundlicher Erkenntnisse ihrer Zeit, zu einem
lebendigen, kontinuierlich wachsenden, kollektiven Unternehmen eines Korres-
pondentennetzes, dessen Zentrum und ordnende Instanz Mattioli war.
Als Folge der skizzierten Entstehungsumstände wurden Mattiolis Kommentare
in den späteren Editionen durch die Fülle an Ergänzungen und Exkursen recht
unübersichtlich. In seiner zweiten Tiroler Periode veröffentlichte Mattioli deshalb
zwei Werke, in denen das wuchernde Material der Kommentare auf das Wesentli-
che reduziert wurde. Sie sollten einer ersten Orientierung dienen, während Details
und Hintergrundinformationen weiterhin den Kommentaren zu entnehmen wa-
ren. 1569 publizierte er in Venedig das Opusculum de simplicium medicamentorum
facultatibus („Werklein über die Wirkungen der unvermischten Medikamente“). Im
Unterschied zum Folioband der Kommentare handelt es sich hier um ein kleines
Taschenbuch im Duodezformat, welches dem Leser helfen soll, für die gewünschte
Wirkung bzw. für eine bestimmte Krankheit das geeignete simplex zu finden und
dessen Zubereitung für eine Therapie zu erfahren.
Das Compendium de plantis omnibus („Kurze Abhandlung über alle Pflanzen“)
wurde 1571 ebenfalls in Venedig gedruckt und Erzherzog Ferdinand II. gewid-
met. Das Werk im Quartformat sollte v.a. zur visuellen Bestimmung der Pflanzen
dienen : Die einzelnen Pflanzen waren auf je einer Seite abgebildet und wurden,
nach den Rubriken forma, locus, qualitates und vires („Gestalt, Vorkommen, Qua-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593