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Medizin 373
Ottaviano
Rovereti
Biographie
Stil
vgl. Martin 1906, 236) ein deutlicher Besucherrückgang eingetreten zu sein, wahr-
scheinlich als direkte Auswirkung der Pest, die in den 60er-Jahren im Veltlin ge-
wütet hatte (Sosio 1985, 68). Es mag sein, dass dieser auch Venusti letztlich dazu
bewogen hat, sein Werk zu verfassen.
Sieben Jahre nach dem Erscheinen der Descriptio 1591 wurde die Stadt Trient
vom Fleckfieber heimgesucht. Auf Bitten der Stadtkonsuln versuchte der aus Ci-
vezzano stammende Arzt Ottaviano Rovereti zusammen mit einigen Kollegen, der
Seuche entgegenzuwirken. Seine Schrift De peticulari febre („Vom Fleckfieber“ ; Tri-
ent 1592) ist eine Zusammenfassung der Erkenntnisse, die sich aus den verschiede-
nen Beratungen und Gesprächen der Gelehrten ergaben.
In dieser Zeit befand sich der 1555 geborene Rovereti bereits am Zenit seines
erfolgreichen Wirkens, das ihn viel in der Welt herumgebracht hatte. Nachdem
er das Studium der Medizin in Padua 1580 abgeschlossen hatte, praktizierte er
beinahe vier Jahre lang in Venedig. 1588 kam er nach Konstantinopel, wo er selbst
vom Fleckfieber befallen wurde, wie er in seiner Schrift berichtet. Danach wurde
er venezianischer Konsul in Ägypten. Im Jahre 1590 kehrte er in seine Heimat zu-
rück, wurde jedoch bald darauf zum Hofarzt Kaiser Maximilians
II. bestellt ; dieses
Amt versah er auch unter Rudolf und Matthias. Erst kurz vor seinem Tod kam er
wieder in seine Heimat, der er stets innigst verbunden geblieben war. Dort starb
er im Jahr 1626. Trotz seiner glänzenden Karriere erlangte Rovereti in Fachkreisen
nicht dasselbe Ansehen wie etwa sein Kollege Giulio Alessandrini (Minoncio 2000,
71).
Wiewohl Rovereti im Vorwort versichert, er habe den Traktat rudi admodum
Minerva ac sine ullo verborum fuco, rem magis quam verba observans („auf ganz ein-
fache Art und Weise, nicht wortgewaltig, stets mehr mit Blick auf den Inhalt als
auf die Form“) geschrieben, folgt der Stil ciceronianischen Vorgaben. Rovereti zeigt
sich als Liebhaber der Hypotaxe, bei dem auch Nebensätze dritten und vierten Gra-
des keine Seltenheit sind. Ebenso finden sich häufig Stilmittel wie Prolepsis, Hys-
teronproteron oder Hyperbaton. Diese Tatsache, seine häufigen und weitläufigen
Exkurse sowie recht häufige Redundanzen und inhaltliche Wiederholungen (die
angesichts der 365 Seiten Umfang beinahe zwangsläufig auftreten) strafen sein oben
wiedergegebenes Zitat Lügen und haben zur Folge, dass weite Teile der Darstellung
unnötig kompliziert und umständlich wirken.
Die Schrift gliedert sich in 18 Kapitel, welchen eine Reihe von kurzen Gedichten voran-
gestellt ist. Nach einem kurzen Überblick über die Situation in und um Trient im Jahr
1591 sowie einer kurzen empirischen Beschreibung von Verlauf und Symptomatik der
Krankheit widmet Rovereti sich der Klassifizierung der Seuche (Kap. 1–2). Nach einem
methodischen Kapitel, das der Frage nachgeht, auf welche Art und Weise man beim Fin-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593