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376 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
practica
Stringenz („Über die Art und Weise der Ausscheidung“), welche ebenfalls auf entsprechende
Werke des Arztes aus Pergamon zurückgehen. Das Gesamtkonvolut weist den be-
achtlichen Umfang von über 400 Seiten auf und gehört damit zu den größten
genuin tirolischen medizinischen Werken vor 1600.
Die Erläuterungen erweisen sich als sehr genau und gewissenhaft recherchiert,
wobei der Verfasser bestrebt ist, durch Marginalien dem Text Struktur zu verleihen
und ein Auffinden bestimmter Themenkreise zu vereinfachen. Durch diese Praxis-
orientiertheit stellt Merenda sein Schaffen ganz in die Tradition der sogenannten
practica, einer Art medizinischer Anleitung für Studenten und praktizierende Ärzte,
welche sich in dieser Zeit in Fachkreisen großer Beliebtheit erfreute (Wear 1995,
255). Diesen Bezug drückt der Verfasser explizit in einem Widmungsbrief aus dem
Jahr 1544 aus, welchen er an Ferdinand I. adressiert mit der Bitte, ihm De evacu-
andi ratione zueignen zu dürfen. Der Regent hat diesen Brief aller Wahrscheinlich-
keit nach jedoch nie zu Gesicht bekommen ; im Basler Druck des Werkes aus dem
Jahr 1547 findet sich der Brief nicht, in der Hs. ist er durchgestrichen. Dies mag
vielleicht damit zu tun haben, dass Merenda 1548 nobilitiert wurde und somit das
Erscheinen des Widmungsschreibens nicht mehr notwendig war. In besagtem Brief
heißt es :
Veritatem dumtaxat ex antiquis et praestantioribus Medicine auctoribus, Hippocrate praeser-
tim et Galeno, sine alteratione aliqua sic monstrare proposui, ut quae sparsim in multis vo-
luminibus pro rei exigentia ab illis recte sunt conscripta, ea in compendium tali ordine a me
redigerentur, quo facilius intellegi, celerius memoriae mandari firmiusque ac tenacius ab ea
teneri possent.
Ich habe mir nur vorgenommen, die Wahrheit, die in den alten, herausragenden medi-
zinischen Autoren, insbesondere Hippokrates und Galen, enthalten ist, ohne irgendeine
Änderung so darzulegen, dass das, was sie je nach den sachlichen Erfordernissen auf viele
Bände verteilt richtig niedergeschrieben haben, von mir in einer solchen Ordnung in eine
Kurzfassung gebracht wird, dass es leichter verstanden, schneller auswendig gelernt, siche-
rer und fester im Gedächtnis behalten werden kann.
Diesem Anspruch kann Merenda voll und ganz entsprechen. Sprachlich einfach
und doch klar erarbeitet er die fachlichen Inhalte in verkürzter Form, wobei er stets
um Stringenz und logische Kohäsion bemüht ist. Seine Vorgangsweise bei der Ab-
handlung der Inhalte zeigt ein wiederkehrendes, einfaches Muster : Zuerst wird die
Problematik i.A. erläutert, dann werden einzelne Nahrungsgruppen aufgelistet. Auf
der Höhe der Zeit (Wear 1995, 256–257) sind seine tabulae im Anschluss an den
Kommentar zu De ratione victus in morbis, graphische Zusammenstellungen von
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593