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Epochenbild 389
kulturelles Leben
Laienstand zurück und wurde 1626
zum Landesfürsten von Tirol erhoben
(zuvor war er nur Statthalter). Politisch
war seine Regierung u.a. gekennzeich-
net durch den Ausbau des Absolutismus
und durch einen langwierigen Krieg
mit dem nach Unabhängigkeit stre-
benden Graubünden, dessen heutige
Grenze zu Tirol 1652 staatsrechtlich
festgelegt wurde. Diese auch konfessi-
onell geprägte Auseinandersetzung be-
traf Tirol wesentlich direkter als der im
Norden tobende Dreißigjährige Krieg,
von dem das Land bis auf einen Einfall
der Truppen Bernhards von Weimar ins
Außerfern 1632 weitgehend verschont
blieb. Die Schauplätze vermischten sich
allerdings, nachdem sich 1631 Franzo-
sen und Schweden in Graubünden fest-
setzten. Den 1641 erreichten Friedensschluss erlebte der 1632 verstorbene Leopold
nicht mehr.
Für das Mäzenatentum dieses Landesfürsten wurde seine 1626 eingegangene Ehe
mit Claudia de’ Medici (1604–1648), einer Tochter des toskanischen Großherzogs
Ferdinand I., bedeutsam (vgl. Abb. 52). Sowohl Leopold als auch Claudia hat-
ten eine ausgeprägte Vorliebe für Kunst und Hochkultur. Damit waren die Zeiten
der Sparsamkeit am Innsbrucker Hof fürs Erste vorbei. Die toskanische Fürstin
sorgte dafür, dass das italienische Hofleben mit seinen prächtigen Festen auch in
Innsbruck wieder Einzug hielt. Einen besonders hohen Stellenwert hatten dabei
Musik und Theater. Der seit 1607 in Innsbruck als Hofkapellmeister tätige Jo-
hann Stadlmayr (ca. 1575–1648), einer der bedeutendsten Komponisten in Tirol
überhaupt, vollzog unter Leopold den Übergang von der Polyphonie zum neuen,
aus Italien kommenden Stil der Monodie. Bis zu seinem Tod blieb Stadlmayr eine
der markantesten Gestalten in der süddeutsch-österreichischen Musikszene, seine
Sakralwerke, z.B. der in Innsbruck 1645 erschienene Apparatus musicus sacrarum
cantionum concertantium („Musikalische Zurichtung von konzertierenden heiligen
Gesängen“), erlangten internationale Bedeutung. Während Stadlmayr die sakrale
Musik perfektionierte, kam es gleichzeitig auch zu einer Verweltlichung der Mu-
sikkultur und – zweifellos in Anlehnung an die noch junge Kunstform der Oper
– zu einer Verbindung mit dem Theater. Von 1628 bis 1630 ließ Leopold einen
Abb. 52: Erzherzog Leopold V. mit Ehefrau
Claudia de’ Medici.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593