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Epochenbild 391
Trient
Claudia
de’ Medici
Ferdinand Karl
1592) verfasste ; Daniel Zenn (reg. 1627–1628), der zwar nicht selbst als Autor
hervortrat, aber zum Empfänger der erwähnten, als Fragment erhaltenen Lobrede
von Guarinonius wurde ; Wilhelm von Welsberg (reg. 1628–1641), der die inten-
sivsten Konflikte mit Leopold und Claudia in der Frage der Autonomie Brixens
ausfechten musste ; Johann VII. Platzgummer (reg. 1641–1647), Verfasser eines
Gesangbuches mit Liedern zu Ehren Marias (Mariale ; 1609) ; Anton von Crosini
(reg. 1647–1663), einen vielseitigen Trientner Gelehrten, dessen Leitfaden für die
Beichte postum gedruckt wurde (Euthynon ; 1679) ; schließlich Sigmund Alfons von
Thun (reg. 1663–1667).
In Trient folgte dem 1629 verstorbenen Carlo Gaudenzio sein schon 1622 zum
Koadjutor bestellter Neffe Carlo Emanuele Madruzzo (reg. 1629–1658) nach und
führte dessen weltlich orientierte Familienpolitik fort. Dementsprechend waren
auch die unter Carlo Emanuele beschäftigten Literaten bemüht, das Ansehen des
Hauses Madruzzo in Gedichten, Reden und Theaterstücken zu heben. Besonders
hervorgehoben sei der im Trientner Priesterseminar ausgebildete Vigilio Vescovi
(1610–1679), der lange Zeit Haushistoriker des Bischofs war und sowohl Arbei-
ten zur Familiengeschichte der Madruzzo als auch solche zur Geschichte Trients
verfasste. Die in Trient ohnehin weniger energisch angegangene religiöse Reform
kam 1630, als Suffragan Pietro Belli verschied, fast ganz zum Erliegen. Mit Carlo
Emanuele starb das Geschlecht der Madruzzo 1658 aus. In die Zeit der folgenden
siebenjährigen Vakanz des Bischofsstuhls fallen neuerliche Verhandlungen mit Ti-
rol um die jeweiligen Hoheitsrechte, die schließlich 1662 in einem bis zur Säkulari-
sierung des Hochstifts Trient gültigen Vertrag geregelt wurden. Nachfolger des letz-
ten Madruzzo wurde der greise Prager Erzbischof Graf Ernst Albrecht von Harrach
(reg. 1665–1667), der mit den Einkünften aus der Diözese Trient hauptsächlich
seine eigenen Finanzen aufbesserte und nur selten persönlich anwesend war.
Beim Tod Erzherzog Leopolds 1632 war sein ältester Sohn, Ferdinand Karl, noch
ein Kind. Deshalb übernahm seine Frau Claudia de’ Medici bis zur Volljährigkeit
Ferdinand Karls 1646 stellvertretend für den Kaiser die Regierungsgeschäfte Tirols.
Claudia erwies sich als energische und umsichtige Landesherrin, die ökonomisch
mit den Mitteln umging und das Land u.a. für ein mögliches Übergreifen des Drei-
ßigjährigen Krieges wappnete (man denke etwa an die nach ihr benannte Festung
Porta Claudia in Scharnitz).
Die Politik des ihr 1646 als Landesfürst nachfolgenden Ferdinand Karl (1628–
1662 ; vgl. Abb. 53) war dagegen unglücklich. Er führte den seit Leopold kon-
tinuierlich zunehmenden landesherrlichen Absolutismus in Tirol auf seinen Hö-
hepunkt, ohne selbst als kluger Herrscher aufzutreten. Mit einer aufwendigen
Hofhaltung zerrüttete er die Finanzen, musste im Westfälischen Frieden 1648 den
Verlust aller linksrheinischen Besitzungen des Hauses Habsburg (u.a. des Elsass)
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593