Seite - 438 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Bild der Seite - 438 -
Text der Seite - 438 -
438 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Catharina
Tragoedia folger an den Tag legten. Die Periode
von 1602 bis 1618 ist somit ein schönes
Beispiel dafür, was passiert, wenn das
Jesuitendrama des frühen 17. Jhs. aus
der Pflicht fürstlicher Repräsentation
entlassen wird : Es wendet sich spirituel-
len Helden zu. Maximilian erwarb sich
freilich dadurch große Verdienste um
die jesuitische Bildung – und indirekt
um das Jesuitendrama –, dass er den seit
ca. 30 Jahren ersehnten Bau eines eige-
nen Schulhauses (vgl. hier S. 276–277)
energisch vorantrieb. Das neue Gym-
nasium konnte 1606 eröffnet werden.
Die darin befindliche Aula wurde bis
ins 18. Jh. als Theatersaal genutzt. Die
fest montierte Bühne entsprach allen
modernen Anforderungen und war u.a.
mit technischen Raffinessen wie etwa
Flugmaschinen ausgestattet. Das Jahr
1606 ist damit eine wichtige Zäsur in
der Aufführungspraxis des Innsbrucker
Jesuitentheaters. Das ist nicht zuletzt auch daran abzulesen, dass für das am Eröff-
nungsfest des Gymnasiums gespielte Drama erstmals in der Geschichte des Tiroler
Jesuitentheaters eine Perioche gedruckt wurde. Bei dem Drama handelte es sich –
auch das programmatisch – um eine weitere Bearbeitung jener Katharinendramen,
mit denen dem Wunsch nach einem eigenen Schulgebäude 1576 und 1577 erstmals
Ausdruck verliehen worden war.
Eine allgemeine Einleitung zu den Innsbrucker Katharinendramen wurde schon
an früherer Stelle gegeben (vgl. hier S. 275). Was noch aussteht, ist eine Einzelana-
lyse des – leider am Schluss verstümmelten2 – Stücks von 1606 (s. Abb. 62 ; vgl. die
Edition von Tilg 2005b). Der Verfasser der Catharina tragoedia („Katharina. Eine
Tragödie“) ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der in Innsbruck geborene Wolfgang
Starck (1554/55–1605), der an verschiedenen Jesuitenkollegien in Süddeutschland
wirkte und dessen Bearbeitung in seiner Heimatstadt postum aufgeführt wurde.
Starck gelang es, dem schon in zweifacher Adaption vorliegenden Text neue Fa-
2 Die zwei letzten Blätter der Hs. sind herausgeschnitten, sodass, wie der Vergleich mit der Perioche
zeigt, der Schluss der letzten Szene und der Epilog fehlen.
Abb. 62: Perioche des Stücks Catharina tragoe-
dia von 1606.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593