Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Seite - 457 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 457 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1

Bild der Seite - 457 -

Bild der Seite - 457 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1

Text der Seite - 457 -

Theater 457 Sprache modernes Rezeptionsbeispiel Prinzen und junge Führer anderen auf den Umgang mit dem Christentum, worunter in der Aufführungssi- tuation nur der von den Jesuiten repräsentierte Katholizismus verstanden werden konnte. Seinen Witz erhält das statt wie meist in jambischen Trimetern oder Senaren in Prosa geschriebene Stück in erster Linie durch die pointierte und schwungvolle Sprache. Ein einziges Element sei herausgegriffen : Zur Erzielung komischer Effekte bedient sich Balde auch einzelner deutscher Einsprengsel im Text. So flucht etwa der Edelmann von I,1 über seinen vermeintlichen Diener, der sich beim Ausziehen der Stiefel nicht richtig anstellt : „ei potz sakrament. quid facis, estne hoc exuere ocreas ?“ In III,2 wird der vergeblich nach Speis und Trank langende Kaiser von seiner Frau und seinen Dienern mit einem „gudigudigudi“ gehänselt. Auf den im Chor vorgebrachten Ausruf „O rex Assyriorum“ assonieren anschließend die kaum mehr verständlichen Verspottungen „Schnipf Schnepf Schnedrium“ und „glin- glanglorium“. Der für Balde kennzeichnende spielerische Umgang mit der Sprache lässt sich schon in diesem frühen, von Valentin 1972a, 415 als „eine Summe von Versprechungen“ bezeichneten Drama feststellen. Die Bühnenwirksamkeit des in mancher Hinsicht aus dem Rahmen fallenden Stücks dürfte jedenfalls seit der 2004 erfolgten modernen Wiederaufführung des Iocus feststehen. Eine Theatergruppe des Münchner Wilhelmsgymnasiums unter der Regie von Martin Hann präsentierte das Stück erstmals anlässlich der zum 400. Geburtstag Baldes abgehaltenen Tagung „Jacob Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche“ in Freising. Wegen des großen Erfolgs wurde der Iocus dann noch im sel- ben Jahr in Innsbruck, der Stätte seiner Entstehung, wiederholt. Nach dem Tod Erzherzog Leopolds 1632 regierte seine Frau Claudia Tirol in Vertretung ihres ältesten, aber noch minderjährigen Sohnes Ferdinand Karl. Eine neue Verbindung zwischen dem Jesuitendrama und der erzherzoglichen Familie ergab sich dadurch, dass beide Söhne Leopolds und Claudias, Ferdinand Karl und Sigmund Franz, Schüler des Innsbrucker Jesuitengymnasiums wurden (ihr Vater Leopold hatte testamentarisch verfügt, dass sie von Jesuiten erzogen werden soll- ten). Wie alle Schüler spielte auch der fürstliche Nachwuchs in Theateraufführun- gen mit. Es ist kein Zufall, dass in einigen dieser Stücke Kinder und Jugendliche bzw. Fragen der Erziehung im Zentrum stehen. 1636 spielten der achtjährige Fer- dinand Karl und der sechsjährige Sigmund Franz in einem zu Ehren von Claudias Geburtstag aufgeführten Drama David adolescens princeps iuventutis („Der junge David, Fürst der Jugend“). Zum Namenstag Ferdinand Karls wirkten 1642 wiede- rum beide Erzherzoge in einem Salomon adolescens („Der junge Salomon“) mit (vgl. Zwanowetz 1981, 179–180 ; Weiss 2004, 167). Die Absicht, mit diesen Dramen die darin auftretenden Prinzen zu vorbildhaften christlichen Herrschern zu erziehen, liegt auf der Hand. Die panegyrische Absicht trifft sich also mit der didaktischen
zurück zum  Buch TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1"
TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
1
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
602
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. Epochenbild (Josef Riedmann) 21
  3. Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
  4. Epochenbild (Lav Šubarić) 55
  5. Dichtung (Martin Korenjak) 66
  6. Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
  7. Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
  8. Biographie (Wolfgang Kofler) 123
  9. Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
  10. Musik (Lukas Oberrauch) 143
  11. Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
  12. Philosophie (Stefan Tilg) 167
  13. Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
  14. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
  15. Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
  16. Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
  17. Theater (Stefan Tilg) 266
  18. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
  19. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
  20. Brief (Martin Korenjak) 335
  21. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
  22. Philosophie (Stefan Tilg) 349
  23. Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
  24. Medizin (Lukas Oberrauch) 362
  25. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
  26. Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
  27. Dichtung (Martin Korenjak) 397
  28. Theater (Stefan Tilg) 436
  29. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
  30. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
  31. Biographie (Florian Schaffenrath) 505
  32. Brief (Martin Korenjak) 517
  33. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
  34. Philosophie (Stefan Tilg) 545
  35. Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
  36. Medizin (Lav Šubarić) 564
  37. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
  38. Farbtafeln 593
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
TYROLIS LATINA