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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Seite - 462 -
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462 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Form und Stil Die musikalische Vortragsweise des Stücks war vielleicht mit ein Grund da- für, dass statt der üblicheren Versform die Prosa gewählt wurde. Im Stil entspricht diese Prosa der um die Mitte des 17. Jhs. voll aufkommenden Argutia-Bewegung, die maßgeblich von jesuitischen Theoretikern getragen wurde (Emanuele Tesauro, 1591–1675 ; Baltasar Gracian, 1601–1658 ; Jakob Masen, 1606–1681). Dabei wurde eine metaphern- und anspielungsreiche, sententiöse Schreibart zum Ideal erhoben, die sich in concetti, ingeniösen Pointen, verdichtete. So wird z.B. schon im Prolog der auf der Bühne dargestellte Reichsapfel im Dialog der beiden Sprecher zur Pro- jektionsfläche ganz verschiedener Vorstellungen. Er drückt zunächst die Idee des Deutschen Reichs an sich aus. Wegen seiner goldenen Farbe symbolisiert er auch das Goldene Zeitalter. Als Sodomsapfel – eine schon von Flavius Josephus (bell. Iud. 4,484) beschriebene Frucht, die bei Berührung zu Staub zerfällt – weist er auf den nahen Verfall hin. In seinen unruhigen Bewegungen scheint sich die Empörung des Giganten Enceladus gegen die Götter zu spiegeln. Als Erisapfel und Schlangenei prophezeit er Krieg und Hass, als Spielball der Mächtigen die Ausgeliefertheit des Reichs an die Interessen Einzelner. Ein anderes Beispiel für den arguten Stil bietet die Unterhaltung zwischen den „Hauptflüssen Tirols“ (fluviorum per Tirolim Principes), Etsch und Inn, in der fünften Szene des zweiten Akts : Athesis : Oene, Oene, o frater, ad votumne tibi fluunt omnia ? Ego tributum domino mari pergo devolvere undam humano puram a sanguine. Oenus : Rerum nostrarum secundus est cursus, utrique placidus, quem Rhenus nobis et Isther, vicini Reges, invident, plus prope sanguinis volventes quam fluminis. Cruor humanus decolorat alveum. Athesis : In rubrum abeant mare cruenti fluctus ! Oenus : Cadaverum maiorem quam piscium vehunt multitudinem. Athesis : Haec mortuo mari apta sunt portoria. Oenus : Miserorum crescunt lacrimis. Athesis : Dulces aquae mihi prae salsis sapiunt. Sed cadant, sed diffluant mortales, dura Pyr- rhae gens, dum liberi inter haec mala fluant fluvii ! Etsch : Inn, Inn, o Bruder, fließt dir alles nach Wunsch ? Ich wälze meinem Zinsherrn Meer auch weiterhin Wasser herab, das von Menschenblut rein ist. Inn : Gut geht der Lauf unsrer Dinge, uns beiden friedlich. Rhein und Donau, Könige in der Nachbarschaft, beneiden uns darum : Wälzen sie doch beinah mehr Blut als Strom dahin. Menschenmord verfärbt ihr Flussbett. Etsch : In ein Rotes Meer sollen die blutigen Wellen münden ! Inn : Mehr Leichen als Fische führen sie. Etsch : Für ein Totes Meer passen diese Wegzölle.
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
1
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
602
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. Epochenbild (Josef Riedmann) 21
  3. Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
  4. Epochenbild (Lav Šubarić) 55
  5. Dichtung (Martin Korenjak) 66
  6. Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
  7. Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
  8. Biographie (Wolfgang Kofler) 123
  9. Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
  10. Musik (Lukas Oberrauch) 143
  11. Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
  12. Philosophie (Stefan Tilg) 167
  13. Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
  14. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
  15. Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
  16. Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
  17. Theater (Stefan Tilg) 266
  18. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
  19. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
  20. Brief (Martin Korenjak) 335
  21. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
  22. Philosophie (Stefan Tilg) 349
  23. Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
  24. Medizin (Lukas Oberrauch) 362
  25. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
  26. Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
  27. Dichtung (Martin Korenjak) 397
  28. Theater (Stefan Tilg) 436
  29. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
  30. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
  31. Biographie (Florian Schaffenrath) 505
  32. Brief (Martin Korenjak) 517
  33. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
  34. Philosophie (Stefan Tilg) 545
  35. Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
  36. Medizin (Lav Šubarić) 564
  37. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
  38. Farbtafeln 593
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