Seite - 482 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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482 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Guillimannus/
Windeck,
Habsburger-
geschichte
Tendenz stützt von Kaiser Rudolf
II. der Geschichte der Habsburger zu. Er publizierte 1605
in Mailand Habsburgiaca („Habsburgisches“) und wurde 1606 von Maximilian
dem Deutschmeister zum Professor für Geschichte an der Universität Freiburg i.B.
ernannt. Eine Einladung durch den Landesherrn nach Innsbruck nutzte er 1609 für
intensive Studien in der Bibliothek von Schloss Ambras, und auch in den folgenden
Jahren kam es zu weiteren Forschungsaufenthalten in Tirol. In eine Reihe kleinerer
Schriften, die hier nicht im Detail behandelt werden können, sind wohl auch Er-
gebnisse dieser Recherchen eingeflossen.
Sein großes Vorhaben einer umfassenden Habsburgergeschichte konnte Guilli-
mannus nicht mehr selbst abschließen (Gassler 1783 ; ADB 10, 107–111). Mit der
Fertigstellung des Werkes wurde der Freiburger Theologe Paul Windeck († 1620)
betraut. Er konnte dem Landesfürsten 1617 zwei dickleibige, unpaginierte Folian-
ten mit dem Titel De principum Habsburgi-Austriacorum vita, moribus, rebus gestis,
coniugiis, liberis et variis dominiis acquisitis („Über das Leben, die Sitten, die Taten,
die Ehen, die Kinder und die verschiedenen Besitztümer der habsburgisch-öster-
reichischen Fürsten“ ; TLMF, Dip. 1349–1350) überreichen. Zu einem Druck, der
wohl angedacht war, ist es offenbar nicht mehr gekommen.
Der erste Band ist nach einer Widmung an den Deutschmeister und einigen Stammtafeln
(S. A–K) in 21 Bücher eingeteilt ; die Bücher gliedern sich ihrerseits in Kapitel, die jeweils
bestimmten Mitgliedern der Familie Habsburg gewidmet sind. Inhaltlich umfasst der erste
Band die Zeit von Rudolf I. bis zu Sigmund dem Münzreichen. Der zweite Band, für den
Windeck allein verantwortlich zeichnet, ist in fünf Teile gegliedert, setzt aber zugleich die
Buchzählung des ersten Bandes von Buch 22 bis Buch 31 fort. Der erste Teil behandelt die
jüngeren österreichischen Erzherzöge von Maximilian I. bis Ferdinand II. Der zweite ist
den Frauen der Habsburger gewidmet und stellt damit auch einen gewichtigen Nachtrag
zum ersten Band dar. Im dritten werden speziell diejenigen Habsburgerinnen präsentiert,
die mit mächtigen Männern verheiratet werden konnten. Im vierten werden die verschie-
denen Besitzansprüche der Habsburger nach Ländern und Regionen geordnet dargestellt,
während der fünfte zunächst ihre Macht in der Neuen Welt in den Blick nimmt, um ab-
schließend ihr Reich mit dem der Osmanen zu vergleichen.
Im Gegensatz zu anderen Historikern, die sich mit der Geschichte der Habsburger
beschäftigten, führte Guillimannus das Geschlecht nicht auf die römische oder gar
trojanische Zeit zurück, sondern verortete seinen Ursprung als erster, im Wesent-
lichen historisch korrekt, im Aargau. Auch wenn sein zeitlicher Ansatz mit dem
7. Jh. um mehrere Jahrhunderte zu früh liegt, holte er die Habsburger damit aus
dem mythischen in den geschichtlichen Raum und vollbrachte eine bahnbrechende
Leistung, mit der er nicht nur bei Zeitgenossen, sondern auch noch wesentlich spä-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593