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Geschichtsschreibung 499
siebtes Buch
Das erste der elf Bücher behandelt die Frühgeschichte des Servitenordens, seine Ausbrei-
tung im deutschen Sprachraum und sein späteres Verschwinden in Folge der Reformation.
Die nächsten zwei Bücher befassen sich mit dem Leben der Erneuerin des Ordens in den
habsburgischen Ländern, Anna Caterina Gonzaga (1566–1621 ; vgl. hier S.
510), der zwei-
ten Frau des Tiroler Landesfürsten Ferdinand II., und ihren drei Klostergründungen in
Innsbruck (dem versperrten Kloster für die Servitinnen, in dem strenge Klausur herrschte,
dem Regelhaus, einem Stift für adelige Damen, welche in der Ordensgemeinschaft lebten,
ohne alle Gelübde abzulegen, und dem etwas später gegründeten Männerkloster). Das
vierte Buch beschreibt das von Claudia de’ Medici und Leopold V. gegründete Tiroler
Kloster Maria Waldrast, das fünfte die frühen Jahre der Innsbrucker und Prager Nieder-
lassungen, das sechste die Gründung des Klosters Maria Luggau in Kärnten. Das siebte
Buch behandelt den Kampf der Innsbrucker Serviten um die Jurisdiktion über das dortige
Regelhaus. Die letzten vier Bücher traktieren die Gründung und Entwicklung der vier
Klöster in Bonn, Wien, Maria Loretto im burgenländischen Stötzing und Maria Langegg
im niederösterreichischen Dunkelsteinerwald.
Während die meisten anderen Bücher eine recht konventionelle Darstellung der
Geschichte des jeweiligen Klosters bieten, wird im siebten Buch mit dem Kon-
flikt um das Regelhaus ein damals sehr kontroverses und aktuelles Thema behan-
delt. Der kirchenrechtliche Status des Regelhauses war bei dessen Gründung nicht
eindeutig definiert. Solange Anna Caterina Gonzaga, die als Gründerin nach dem
Eintritt ins Regelhaus den Namen Anna Juliana annahm, noch lebte, genügte ihre
Autorität zur Erhaltung des status quo in kirchenrechtlicher und wirtschaftlicher
Sicht. Nach ihrem Tod brach aber zwischen den Serviten und den Regelfrauen
ein Konflikt um die Jurisdiktion über das Stift aus. Während die Serviten versuch-
ten, das Regelhaus als eine dem Orden unterstellte Einrichtung des Dritten Or-
dens darzustellen, bemühte sich ein Teil der Regelfrauen, jede Einmischung des
Ordens in innere Angelegenheiten abzuwenden und das Regelhaus dem Brixner
Bischof unterzuordnen. Der Landesfürst unterstützte die Regelfrauen weitgehend,
die Serviten konnten jedoch bei der Rota Romana, dem obersten kirchlichen Ge-
richtshof, nach anfänglichen Schwierigkeiten eine provisorische Regelung in ihrem
Sinne durchsetzen. Romer beschreibt den Konflikt im Detail und führt ihn aus der
Sicht der Serviten auf persönliche Ambitionen einiger Regelfrauen und die auf-
rührerische Einmischung auswärtiger Querulanten zurück. Zu einem Zeitpunkt,
als sich die Lage für die Serviten günstig darstellte, versucht er den Eindruck zu
erwecken, der Konflikt sei gerecht und zur allgemeinen Zufriedenheit endgültig
beigelegt worden, nachdem die Gegner der Serviten ihre Fehler eingesehen hätten.
Tatsächlich schwelte der Streit aber weiter, bis es den Regelfrauen 1672 gelang, eine
endgültige päpstliche Entscheidung in ihrem Sinne zu erwirken (vgl. Forster 2006).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593