Seite - 510 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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510 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Quellen
Rezeption
Vita Annae nung, so z.B. S. 20 mit prius quam hanc expediam („bevor ich davon erzähle“) und
S. 22 mit revertamur („kehren wir zurück“). Ansonsten macht O’Dale seine eigene
Einstellung durch die Bezeichnung der Serviten als ordo noster („unser Orden“)
oder auch des Heiligen als noster Philippus („unser Philippus“) klar. An besonders
wichtigen Stellen werden direkte Reden in die Darstellung eingebaut, um die dra-
matische Wirkung zu steigern.
Bereits auf dem Titelblatt bezeichnet sich O’Dale nicht als Autor, sondern als
collector („Sammler“) des Werkes. Aus den Approbationsschreiben geht hervor, dass
er sein Material aus den italienischen Quellen zur Ordensgeschichte zusammenge-
tragen und dann ins Lat. übersetzt hat. Genannt wird im Text immer wieder (z.B.
15) ein scriptor („Schreiber“) der Ordensgeschichte der Serviten, nämlich Arcangelo
Giani (1552–1623). Genauer verfährt O’Dale bei Zitaten aus anderen Heiligenle-
ben, v.a. wenn von dem zitierten Autor eine gewisse Autorität ausgeht. Für die be-
rühmte Anekdote, dass Alexander der Große Achilles glücklich gepriesen habe, weil
Homer zum Künder seiner Taten wurde, wird nicht etwa Plutarch (Vita Alexandri
15,4), sondern Hieronymus (Historia sancti Hilarionis 1) als Quelle angegeben (33).
Das Buch hatte offensichtlich den Zweck, eine für den Servitenorden wichtige
Figur auch nördlich der Alpen bekannt zu machen. Speziell für den deutschspra-
chigen Raum erschien 1671 wieder in Innsbruck eine Übersetzung der Biographie
unter dem Titel Historia von dem Leben, Tugenden, Heiligkeit, denck- und wunder-
würdigen Thaten deß H. Vatters Philippi Benitii Serviten Ordens, übertragen von
einem namentlich nicht genannten Serviten.
Ein Jahr nach dieser Übersetzung erschien postum O’Dales zweite Biographie
Vita et gesta reverendissimae […] Annae Iulianae archiducissae Austriae („Leben und
Taten der verehrungswürdigsten […] Anna Juliana, Erzherzogin von Österreich“ ;
Innsbruck 1672), deren Vorwort bereits 1652 verfasst worden war. Die Druck-
legung besorgte Bernardinus Maria Wenzl OSM, um die Leser zur Nachahmung
Annas anzuregen, wie er in seinem Vorwort ausführt. Der Grund für die lange
Verzögerung ist nicht bekannt.
Das Werk gliedert sich in fünf Bücher : Das erste Buch (1–60), das als eine Art Vorge-
schichte gesehen werden kann, behandelt die Ausbreitung des Servitenordens nördlich
der Alpen. Die eigentliche Biographie Anna Julianas beginnt mit dem zweiten Buch, das
ihr Leben bis zum Tod ihres Gatten Erzherzog Ferdinand II. darstellt (61–96). Das dritte
Buch ist der Witwe bis zu ihrem Eintritt ins Kloster gewidmet (97–148), während das
vierte Buch ihr Wirken im Orden behandelt (149–224). Im fünften Buch schließlich wer-
den Wunder geschildert, die sich nach ihrem Tod ereignet haben (225–269). Ein ausführ-
licher Index schließt das Buch ab.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593