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Theologie und kirchliches Schrifttum 539
Forers Schriften
gegen Schoppe
Anatomia
Anatomiae
Gegen Schoppe richtete Forer in den Jahren 1633–1636 nicht weniger als fünf
Schriften : den deutschen Anti-Melander (München 1633 ; „Philoxenus Melander“
war eines von Schoppes Pseudonymen) ; die gleich näher zu besprechende Anatomia
Anatomiae Societatis Jesu sive Ant-Anatomia („Anatomie der Anatomie der Gesell-
schaft Jesu oder Gegen-Anatomie“ ; Innsbruck 1634) ; die Mantissa Ant-Anatomiae
Jesuiticae („Zugabe zur jesuitischen Gegen-Anatomie“ ; Köln/Innsbruck 1635) ; den
Grammaticus Proteus („Grammatiker Proteus“ ; Ingolstadt 1636) ; und schließlich
die Appendix ad Grammaticum Proteum („Anhang zum Grammatiker Proteus“ ; In-
golstadt 1636).
Forers Polemik gegen Schoppe ist ebenso wie die übrigen beiderseitigen Beiträge
zur Kontroverse noch nicht genauer untersucht (erste Einblicke : Strosetzki 1998 ;
Jaumann 1998, 465–481). Ihre Analyse im Rahmen des gesamten Streites wäre
schon deshalb eine lohnende Aufgabe, weil dieser weitreichende Folgen hatte : Er
führte einerseits zum faktischen Ende von Schoppes glänzender Karriere und zum
Verlust seiner einflussreichen Position und trug andererseits wesentlich dazu bei, ein
negatives Jesuitenbild zu tradieren, auszubauen und zu verbreiten. An dieser Stelle
kann mit der Anatomia Anatomiae nur ein einzelner Beitrag Forers herausgegriffen
und andiskutiert werden. Wie sein Titel schon andeutet, richtet er sich spezifisch
gegen eine bestimmte antijesuitische Schrift Schoppes, nämlich die Anatomia So-
cietatis Jesu („Anatomie der Gesellschaft Jesu“), die dieser unter dem Pseudonym
Sanctius Galindus mit dem Zusatz e Societate Jesu („aus der Gesellschaft Jesu“) 1633
an verschiedenen Orten hatte drucken lassen.
Nach einer achtseitigen Vorrede an den Leser, in der Forer sein Buch mit dem Recht des
Angegriffenen auf Selbstverteidigung rechtfertigt, legt ein ĂĽbersichtliches Inhaltsverzeich-
nis die Gliederung des Werkes in zwölf Kapitel und einen Epilog dar : Kap. 1 (S. 1–11)
spürt der Identität des pseudonymen Autors der Anatomia nach.4 Kap. 2 (S. 12–15) wen-
det sich gegen Schoppes Strategie, die Fehler einiger weniger Mitglieder der ganzen Gesell-
schaft anzulasten, Kap. 3 (S. 15–47) gegen seinen Vorwurf, die Jesuiten seien Schüler des
Antichristen. Kap. 4 (S. 47–53) bestreitet, die Gründung neuer Kollegien (laut Schoppe
mit dem Ziel der Weltherrschaft) stehe im Widerspruch zu einem diesbezĂĽglichen Ver-
bot der zweiten Generalkongregation der Jesuiten. Kap. 5 (S. 53–66) besteht auf deren
Recht, vakante Klöster älterer Orden zu übernehmen – eine Praxis, die damals besonders
viel böses Blut verursachte. Die Kap. 6 (S. 66–80) und 7 (S. 80–118) diskutieren und
verneinen die Echtheit zweier von Schoppe gegen die Gesellschaft ins Treffen gefĂĽhrter
4 Forer identifiziert ihn korrekt mit Philoxenus Melander (s.o.), gibt aber vorerst nicht zu erkennen,
dass er die reale Person hinter den Pseudonymen kennt. Erst ganz am Schluss (Kap. 12, S.Â
258) lässt
er durchblicken, dass er sehr wohl um Schoppes Autorschaft weiĂź.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593