Seite - 548 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
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548 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Art, artbildender Unterschied, Eigenschaft, Hinzutretendes“). Porphyrios hatte, aufbauend
auf Aristoteles’ Kategorien, diesen Kanon von Prädikabilien in seiner Isagoge festgeschrie-
ben und der Logik des Mittelalters und der Neuzeit als Grundlage überliefert. Da Porphy-
rios u.a. auch eine (nicht erhaltene) polemische Schrift gegen die Christen verfasste und
die Ratio studiorum Distanz zu Autoren mit zweifelhafter Reputation fordert, geht auch
unsere Schrift auf dieses Problem ein (7) :
Homo caetera doctus et perspicacis ingenii, sed turpis a Christiana Religione transfuga ; quia
tamen nullus veterum succinctius et ad mentem Aristotelis conformius de hac materia (cuius
cognitio Philosopho est apprime necessaria) scripsit, quam iste Malchus, passim receptus est in
scholis.
Er ist ein im Übrigen gelehrter und scharfsinniger Mensch, aber ein schändlicher Abtrün-
niger von der christlichen Religion. Da trotzdem niemand von den Alten konziser und mit
dem Geist des Aristoteles übereinstimmender über diesen Gegenstand (dessen Kenntnis
für einen Philosophen ganz besonders wichtig ist) geschrieben hat als dieser Malchus,3 ist
er in den Schulen allgemein aufgenommen.
Die folgenden Lehrsätze behandeln zunächst generelle Probleme der Universalien und der
Prädikation, schließlich die Prädikabilien im Einzelnen.
3. praedicamenta : Die Prädikamente sind die aristotelischen Kategorien. Als Gegen-
stand der Kategorien werden die Sachen selbst bezeichnet, quatenus recte apprehendi et
apte praedicari debent (13 ; „insofern sie richtig aufgefasst und passend ausgesagt werden
sollen“). Die hier ausgedrückte, schon bei Aristoteles vorgegebene Vermischung von On-
tologie und sprachlicher Aussage fordert eine Klärung der Kompetenzen von Metaphysik
und Logik (13) wie sie auch in der Ratio studiorum angeschnitten wird :
Nos Logicorum instituto parce hanc materiam libabimus, nisi in quibus temporum licentia
aliud concedit : quaedam enim ex hoc praecipue Metaphysicorum patrimonio non tam iure,
quam necessitate ad Dialecticos devoluta videmus.
Wir werden mit unserem logischen Vorhaben nur sparsam von dieser Materie schöpfen,
außer in den Fragen, in denen uns die frei bleibende Zeit anderes gestattet : Einiges aus
diesem v.a. den Metaphysikern gehörenden Erbe sehen wir ja nicht so sehr aus rechtlichen
Gründen als aus solchen der Notwendigkeit auf die Dialektiker abgewälzt.
3 Die Eltern des Porphyrios waren Syrer, und er selbst soll ursprünglich den syrischen Namen seines
Vaters Malchus („König“) getragen haben.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593