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Medizin 565
Leben
dankt er der Neigung, medizinische
Inhalte breitenwirksam mit lehrhaften
und moralisierenden Anliegen zu ver-
knüpfen. Als Schriftsteller beschränkte
er sich keinesfalls auf medizinische
Themen, sondern veröffentlichte auch
volkssprachliche religiöse Werke.
Guarinonius wurde 1571 in Trient
geboren.1 Sein Vater Bartholomäus
wurde als Leibarzt an den Hof Kaiser
Maximilians II. und später an den
Rudolfs II. berufen. Der junge Guari-
nonius folgte seinem Vater 1580 nach
Wien und dann weiter nach Prag, wo
ihn die Schulbildung bei den Jesuiten in
religiös-moralischer Hinsicht entschei-
dend prägte. Seine ärztliche Ausbildung
bekam Guarinonius in Padua, an der
renommiertesten medizinischen Fakul-
tät jener Zeit. Unter den dortigen Leh-
rern hatten die orthodoxen Galenisten
Alessandro Massaria, Girolamo Fabrizi
d’Acquapendente und Emilio Campolongo den größten Einfluss auf ihn. Nach sei-
ner Promotion 1597 praktizierte er kürzere Zeit in Trient. Seinen eigenen Angaben
zufolge wurde ihm an verschiedenen Höfen die Stelle als Leibmedicus angeboten.
Auf Anraten seines Vaters entschied er sich um 1600 für eine weniger angesehene,
dafür ruhigere und sicherere Anstellung als Arzt des 1567 gegründeten königlichen
Damenstiftes in Hall, einer v.a. für adelige Töchter bestimmten habsburgischen
Stiftung, und, damit zusammenhängend, als Stadtphysikus von Hall. Zusätzlich
übertrug man ihm die ärztliche Betreuung der Arbeiter in der Haller Saline und
im Schwazer Bergwerk (wo man mit seinen Leistungen während der Pest 1611 so
unzufrieden war, dass er das Amt verlor und erst 14 Jahre später wieder erlangte)
und ab 1631 die Leitung des Haller Spitals. Bis zu seinem Tod im Jahr 1654 prak-
tizierte er in Hall.
1 Die biographische Skizze folgt hauptsächlich Grass 1954, Ergänzungen und Berichtigungen aus
archivalischen Quellen finden sich bei Moser 1996, 42–56. Weiterführendes zu Guarinonius, v.a.
zu seinem gleich zu nennenden deutschsprachigen Hauptwerk, bieten die Sammelbände Dörrer
u.a. 1954, Locher 1995 und Siller 2007.
Abb. 89: Porträt des Hippolytus Guarinonius
aus seiner Chylosophia.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593