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576 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
weitere Schriften
Dissertationen
Gattrer rung von Kindern oder Erklärungen zur Herkunft und zum therapeutischen Ge-
brauch von Mumien.
Von sechs weiteren medizinischen und diätetischen Schriften aus Guarinonius’
Feder sind nur die Titel überliefert. Erhalten sind hingegen panegyrische Reden auf
den Trientner Fürstbischof Carlo Gaudenzio Madruzzo und den Brixner Fürstbi-
schof Daniel Zenn (vgl. hier S. 468–473) sowie diverse biographische und hagio-
graphische Schriften (vgl. hier S. 505–506).
Eine sehr verbreitete Form des medizinischen Schrifttums waren akademische
Dissertationen. Es entsprach den Gepflogenheiten des Universitätsbetriebes dieser
Zeit, dass die Examenskandidaten die von ihren Professoren vorgegebenen Thesen,
über die sie öffentlich zu disputieren gedachten, im Voraus veröffentlichten, ent-
weder in Form einer knappen Aufzählung auf einem Thesenblatt oder etwas aus-
führlicher in einer Thesenbroschüre bzw. Dissertation. Heute sind zwar größtenteils
nur mehr die gedruckten Dissertationen erhalten, häufig aber wurden sie wegen der
mit der Drucklegung verbundenen hohen Kosten nur in wenigen Exemplaren hs.
verbreitet. Diese Abschlussarbeiten bieten oft eine Synthese großer Teile der an der
jeweiligen Hochschule gültigen Lehre und sind insofern als Zeugnis und systemati-
sche Darstellung der allgemein verbreiteten medizinischen Ansichten wertvoll. Dies
gilt auch für zwei an der Universität Padua verfasste Tiroler Dissertationen.
Christoph Gattrer, der Autor der ersten, wurde in Innichen in den 70er-Jahren
des 16. Jhs. geboren. Aus sehr einfachen Verhältnissen stammend, fand er als Knabe
in Freiherr Karl von Wolkenstein (1557–1611), dem Vizestatthalter und späteren
Präsidenten der oberösterreichischen Regierung, einen einflussreichen Gönner, der
ihm den Besuch zuerst des Innsbrucker Jesuitengymnasiums und ab 1593 der In-
golstädter Artistenfakultät ermöglichte. Nach seiner Rückkehr nach Innsbruck ver-
mittelten ihm Wolkenstein und der Tiroler Hofkanzler Friedrich Altstetter (†
1625)
ein Stipendium des Landesfürsten Maximilian III., durch das es ihm möglich war,
in Padua Medizin zu studieren. Nach dem Studium übernahm er zunächst die Stelle
des Stadtarztes von Brixen. 1629 trat er als Physicus in den Dienst der Oberösterrei-
chischen Regierung in Innsbruck und übernahm von Paul Weinhart d.Ä. (der sich
ab diesem Zeitpunkt ganz seinen Aufgaben als Leibarzt der Landesfürstin Claudia
und ihrer Kinder widmete) die Funktion des Kontagionsarztes. Gattrer blieb bis zu
seinem Tod 1646 im Regierungsdienst.3
3 Über seine Ausbildung berichtet Gattrer selbst in den Widmungsepisteln seines einzigen Werkes.
Der von Tovazzi, Nr. 908 angenommene Geburtsort Schwaz wird durch die Angaben in der Mat-
rikel der Ingolstädter Universität zu Innichen korrigiert (Pölnitz 1937–1939, Bd. 1, 1284, Nr. 23).
Zu seinem Eintritt in die Dienste der Regierung s. Dienstrevers vom 4. 2. 1629 (TLA, Dienstre-
verse II, 885).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593