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578 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
Methodik
andere Werke
Traktate
Gislimbertus Das Werk beginnt mit einer kurzen methodischen Anmerkung. Panzoldi bietet dem Leser
eine Methode zur Bestimmung von Wesen und Ursache der Krankheit, der Symptome
und verschiedenen Indikationen, zur Erstellung von Prognosen und zur Therapiewahl.
Zuerst bringt er allgemeine Regeln, dann exemplarisch Vorschriften zu Fiebererkrankun-
gen und schließlich zu allen anderen Krankheiten. Nach jedem Schritt demonstriert er die
Anwendung der vorgestellten Regeln an konkreten Beispielen (z.B. werden die Regeln,
mit deren Hilfe man errät, ob ein Aderlass nötig ist, am Fall eines Drei-Tage-Fiebers mit
Durchfall verdeutlicht). Im Anschluss werden zudem vier konkrete Fallbeispiele ausführli-
cher vorgestellt, an denen die ganze Methode durchexerziert wird.
Der Autor versucht gar nicht, alle Gebiete der Medizin systematisch abzudecken
(so wird z.B. von den Heilmaßnahmen nur der Aderlass ausführlich behandelt).
Das Vorgestellte soll aber genügen, in der Praxis per analogiam jedes medizinische
Problem in den Griff zu bekommen. Panzoldis Konzentration auf Methodik und
Überlegung geht zurück auf den bestimmenden Einfluss seines Lehrers Santorio
Santorio, der seit 1611 den Lehrstuhl für theoretische Medizin in Padua innehatte,
und seines berühmten Erstlingswerks Methodi vitandorum errorum omnium, qui in
arte medica contingunt, libri quindecim („Fünfzehn Bücher über die Methode zur
Vermeidung aller Fehler, die in der Heilkunst vorkommen“ ; Venedig 1602). Das
Promptuarium ist fest in galenischer Tradition verankert, wenn auch Galen und
Hippokrates eher selten ausdrücklich zitiert werden.
Panzoldi ließ zwar nie eine Schrift drucken, war aber als Schriftsteller durchaus
produktiv. Leider sind seine hs. Werke heute nicht mehr auffindbar. Unter ihnen
befand sich z.B. eine pharmakologische Schrift mit dem Titel Tractatus de medicina
pauperum sive de medicamentis facile parabilibus („Abhandlung über Medizin für die
Armen oder über leicht zuzubereitende Medikamente“ ; vgl. Perini 1908, 4).
Der Behandlung medizinischer Einzelfragen pflegten Ärzte kurze Traktate zu
widmen, in denen sie ihre Ansichten und ihre Gelehrsamkeit demonstrieren konn-
ten. Mitunter profilierten sich Autoren in solchen Schriften durch scharfe Kritik an
Werken ihrer Kollegen und Konkurrenten.
Eine interessante Abhandlung dieser Art stammt vom gebürtigen Trientner Jo-
seph Gislimbertus. Über seine Eltern und Jugend lassen sich keine sicheren Aus-
sagen treffen. Aus der Familie ist im Bistum Trient in der ersten Hälfte des 17. Jhs.
noch ein weiterer Arzt namens Joseph hervorgegangen, vielleicht der Vater des
Schriftstellers (Morizzo 1889, 54). Dieser wurde vermutlich in den späten 20er-
Jahren des 17. Jhs. geboren. Sein Lebensweg führte ihn zunächst nach Prag, wo
er an der medizinischen Fakultät 1652 das Doktorat erwarb (Kucera/Truc 1968,
XXV–XXVI) und Mitglied des angesehenen Ärztekollegiums wurde. Danach begab
er sich nach Deutschland, wo ihn einer der wichtigsten katholischen Kirchenmän-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 602
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593