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Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Seite - 22 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

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Einleitung22 begründet werden. Einerseits zeigen sich bei den Möbeln Parallelen zu am Bauhaus aus- gebildeten EntwerferInnen, wie beispielsweise Marcel Breuer, Erich Brendel oder Alma Buscher, andererseits lässt sich auch eine Verwandtschaft zu Wiener ArchitektInnen, wie Anton Brenner, Franz Schuster und Margarete Schütte-Lihotzky, ablesen, die für den sozialen Wohnbau tätig waren. Obgleich der mit Dicker und Singer befreundete Kunsthistoriker Hans Hildebrandt64 (1878–1957) ihre Möbelformfindungen als „ganz aus der Funktion“65 abgeleitet ver- stand, gab es auch kritische Einschätzungen. In der Zeitschrift des deutschen Werkbunds Die Form wurden die Möbel der Ateliergemeinschaft für eine Serienfertigung als unge- eignet eingestuft: „Daß man aus einem Speisezimmerschrank zwei Tische und drei Sessel herausholen kann, wirkt fast wie ein Tischlein-deck-dich-Scherz. [...] Auf alle Fälle muß aber betont werden, dass [...], es sehr schwer sein wird, diese Dinge dauerhaft herzustel- len, weil sie exakt wie Maschinenteile gearbeitet sein müssten.“66 Hier kommt ein Aspekt zur Sprache, der in der vorliegenden Arbeit ebenfalls thematisiert wird und Aufarbeitung findet: der Produktionsprozess der Möbel. Mit welchen Firmen wurde zusammengear- beitet, mit welchen Materialien wurde gearbeitet und gab es Bestrebungen einer seriellen Fertigung? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden erstmals die noch erhaltenen Auf- zeichnungen von Herstellern, die Korrespondenzen mit Firmen, Patent-Anwälten und die entsprechenden Patentschriften ausgewertet, die Rückschlüsse auf das Verhältnis zu Typisierung und Serienfabrikation ermöglichen. Da die raumsparenden Möbel nicht ausschließlich in beschränkten Wohnverhältnis- sen eingesetzt wurden, stellt sich die Frage nach möglichen weiteren Motiven für die raumökonomische Funktion. Friedrich Achleitner meint, dass es bei Dickers und Singers Raumgestaltungen nicht nur darum ging, Platz zu sparen, sondern dass auch „ästheti- scher Luxus“ betrieben und somit primär ein „künstlerisches Prinzip“ verfolgt wurde.67 Dies gilt es zu überprüfen. Dass Dicker und Singer auch in der Wiener Architekturszene beheimatet waren, be- weist neben den oben erwähnten ArchitektInnen auch ihre Involvierung in dem von Adolf Loos entworfenen Haus Moller. 1932 richteten sie darin das Schlafzimmer für Anny Wottitz-Moller ein, von dem einige in Privatbesitz erhaltene Möbel im Zuge der 64 Der Kunsthistoriker Hans Hildebrandt war durch seine Frau, die Malerin Lily Uhlmann, in Kon- takt mit dem Kreis um Adolf Hölzel gekommen. Er pflegte in den 1920er-Jahren enge Kontakte zu zeitgenössischen ArchitektInnen, KünstlerInnen und Persönlichkeiten des Bauhauses und förderte ihre Ideen durch Veröffentlichungen und Ausstellungen. Grundlegend hierfür war sein kunstwissen- schaftliches Handbuch Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts von 1924. Siehe: Wendland 1999b, S. 300–305. 65 Hildebrandt 1931, S. 291. 66 Lotz 1931, S. 42. 67 Achleitner 1988, S. 6. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
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Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Titel
Bauhaus in Wien?
Untertitel
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Autor
Katharina Hövelmann
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-205-21316-1
Abmessungen
17.4 x 25.6 cm
Seiten
492

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 9
  2. 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
  3. 1.2 Forschungsstand 10
  4. 1.3 Quellenlage 15
  5. 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
  6. 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
  7. 2.1 Die Zeit in Wien 27
  8. 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
  9. 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
  10. 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
  11. 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
  12. 2.2.2 Unterricht 56
  13. 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
  14. 3 Berufliche Anfänge 89
  15. 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
  16. 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
  17. 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
  18. 3.2.2 Die Auflösung 114
  19. 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
  20. 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
  21. 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
  22. 4.3 AuftraggeberInnen 140
  23. 4.4 Strategien der Bewerbung 147
  24. 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
  25. 4.4.2 Fotografie 154
  26. 4.4.3 Publikationen 157
  27. 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
  28. 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
  29. 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
  30. 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
  31. 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
  32. 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
  33. 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
  34. 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
  35. 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
  36. 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
  37. 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
  38. 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
  39. 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
  40. 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
  41. 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
  42. 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
  43. 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
  44. 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
  45. 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
  46. 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
  47. 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
  48. 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
  49. 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
  50. 5.4.5 Kachelöfen 302
  51. 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
  52. 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
  53. |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
  54. 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
  55. 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
  56. 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
  57. 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
  58. 5.5.3.1 Einwohnräume 339
  59. 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
  60. 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
  61. 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
  62. 6 Resümee und Ausblick 417
  63. 7 Anhang 425
  64. 7.1 Quellentexte 425
  65. 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
  66. 7.3 Archive und Sammlungen 431
  67. 7.4 Literatur 436
  68. 7.5 Webseiten 473
  69. 7.6 Bildnachweis 477
  70. 7.7 Abkürzungen 480
  71. 7.8 Abstract 481
  72. 7.9 Register 482
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