Seite - 23 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Forschungsziele und Methodik 23
Recherchen nun wiederentdeckt wurden. Bei Recherchen im Loos-Archiv der Albertina
tauchten zudem um 1928 entstandene Möblierungspläne für das gesamte Haus Moller
auf. Die Verbindung zu Loos schlägt sich bei nachfolgenden Wohnraumgestaltungen im
Aufgreifen Loos’scher Spezifika (Podeste, Sitznischen, Raumplankonzept) nieder. Bei den
frühen Möbelentwürfen gibt es zudem auffällige Übereinstimmungen mit Möbeln von
Josef Hoffmann und Koloman Moser. Demzufolge gilt es in der Analyse diese vielfältigen
Bezüge zu untersuchen. Im Speziellen wird einerseits im Abgleich mit RepräsentantIn-
nen des Bauhauses und andererseits in der Gegenüberstellung mit aus Wien stammenden
EntwerferInnen und ArchitektInnen der spezifische Beitrag von Dicker und Singer her-
ausgearbeitet und erstmals eine kritische Bewertung ihrer Werke vorgenommen.
Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen
Zunächst wird ein Überblick über Dickers und Singers Ausbildungen gegeben, wobei
die jeweiligen privaten Verhältnisse und das kulturelle Umfeld der beiden Berücksichti-
gung finden. Bisher waren die Angaben in der bestehenden Literatur hierzu im Falle von
Dicker teilweise ungenau oder nicht korrekt sowie oftmals nicht durch entsprechende
Quellen belegt und im Falle von Singer stark lückenhaft. Über ihr berufliches und priva-
tes Netzwerk herrschte weitestgehend Unklarheit. Durch vertiefende Recherchen in den
Archiven ihrer Ausbildungsstätten kann ihre Ausbildung nun vollständig rekonstruiert
werden. Weiters lässt die erstmalige Auswertung der umfangreichen Briefkorresponden-
zen zwischen Friedl Dicker und ihrer Freundin Anny Wottitz sowie zwischen Franz Sin-
ger und der Ateliermitarbeiterin Leopoldine Schrom ihr privates und berufliches Umfeld
sichtbar werden.
Da die vorliegende Arbeit das gemeinsame Werk Dickers und Singers im Rahmen
ihrer Ateliergemeinschaft fokussiert, werden die Biografien nicht in separaten Kapiteln
behandelt, sondern als parallel verlaufende Lebensläufe in den einführenden Kapiteln
zwei bis vier chronologisch vorgestellt. Diese strukturelle Entscheidung geht mit der Auf-
fassung einher, dass Dicker und Singer im entsprechenden Zeitraum beruflich ein Team
bildeten, ihre Arbeit somit als Gemeinschaftswerk verstanden werden kann und daher
eine getrennte Schilderung nicht geeignet erschien. Separate tabellarische Lebensläufe
sind der Studie angehängt.
Anschließend kommt die Ateliergemeinschaft zur eingehenden Betrachtung. Dabei
wird erörtert, in welchem Zeitraum und an welchen Standorten diese wirkte, wie die
Aufgaben zwischen Dicker, Singer und den MitarbeiterInnen des Ateliers verteilt waren
und an welchen Projekten Dicker und Singer gemeinsam arbeiteten.
Da die in Zeitschriften publizierten Projekte stets als Entwürfe Franz Singers aus-
gewiesen sind, stellt sich auch die Frage nach dem Selbstverständnis von Dicker und
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Titel
- Bauhaus in Wien?
- Untertitel
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Autor
- Katharina Hövelmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Abmessungen
- 17.4 x 25.6 cm
- Seiten
- 492
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482