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Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 65
Schreyer im März 1923 die Schule.216
Schreyer hatte, kurz bevor er sich in Weimar
niederließ, die Marionetten- und Maskenfi-
guren Erde, Geburt und Mann angefertigt,
Figuren dieser Art wurden auch in seinem
Werkstattunterricht hergestellt.217
In den Meisterratsprotokollen erscheint
Dicker im Mai 1923 zwei Mal in Verbin-
dung mit einem „Marionettentheater“ als
Punkt in der Tagesordnung (Abb. 19).218
Zu jener Zeit leitete bereits Oskar Schlem-
mer die Bühnenwerkstatt, der wie Schreyer
auf die Bedeutung des Marionettentheaters
zur Erprobung der künstlerischen Mittel
der Bühne verwies.219
Außerdem arbeitete Dicker in der Dru-
ckerei an der Publikation Utopia. Doku-
mente der Wirklichkeit220 mit, die 1921
im Utopia-Verlag erschien und von Bruno
Adler221 (1889–1968), dem Ehemann von
Margit Téry, herausgegeben wurde. Margit Téry-Adler222 entwarf den Umschlag der Pu-
blikation, die als „utopische Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft“223 und nach dem
216 Ebd., S. 327.
217 Keith-Smith 1994, S. 105.
218 Siehe: Sitzung der Formmeister am 26. Mai 1923 und Sitzung der Form- und Werkmeister am 24. Mai
1923, ThHStA Weimar, Staatliches Bauhaus Weimar 12, Bl. 305, 307, in: Wahl 2001, S. 305, 308.
219 Bestgen 2009, S. 149.
220 Eine Originalausgabe befindet sich im BHA und in Privatbesitz. Einzelne Druckfahnen des Buches
befinden sich im AGS.
221 Der studierte Kunsthistoriker, Journalist und Schriftsteller Bruno Adler heiratete 1918 die Itten-
Schülerin Margit Téry. 1919 ging er mit der Wiener Gruppe um Itten nach Weimar, wo er den
Utopia Verlag gründete und von 1920 bis 1930 Kunstgeschichte am Bauhaus und an der Staatlichen
Kunstakademie Weimar unterrichtete. 1936 emigrierte er nach London und arbeitete zunächst bei
der deutschen Abteilung der BBC. Siehe: Wendland 1999a, S. 1; Storck 1991, S. 211–224. Über
sich selbst schrieb er: „B. A. – der geborene, nicht nur gewordene backroom-boy. Im Hinterzimmer
mag nicht viel zu sehen sein, aber schon das Wenige genügt, um den Blick auf den Marktplatz zu
meiden.“ Zitiert nach: Storck 1991, S. 224.
222 Margit Téry heiratete 1928 Hugo Buschmann und wird im Folgenden daher Margit Téry-Busch-
mann genannt.
223 Wick 2009, S. 176.
Abb. 20: Margit Téry-Adler, Umschlaggestal-
tung Utopia, 1921, 32,6 x 24 cm, BHA.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Titel
- Bauhaus in Wien?
- Untertitel
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Autor
- Katharina Hövelmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Abmessungen
- 17.4 x 25.6 cm
- Seiten
- 492
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482