Seite - 119 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 119
gebeten wird.12 Durch Erinnerungen der
Mitarbeiterin Hauska-Döberl anlässlich
der Vorbereitungen für die 1970 gezeigte
Ausstellung im Bauhaus-Archiv Darm-
stadt wird dies bestätigt: „Friedl hatte ihr
Atelier in der Wasserburgergasse 2, Wien
IX., wo auch ihre beiden Webstühle auf-
gestellt waren. Sie machte darauf Taschen
aus Ledergarn [...] auf dem Jaquardstuhl
[sic!]. Die Taschen machte sie im Auftrag
der Frau Stoerk (Singers Schwester), die
sie montieren ließ und verkaufte. Es wa-
ren ausschließlich Friedls Entwürfe.“13
Franz Singer meldete sich am 10. Fe-
bruar 1925 unter der Adresse Schadekgasse 18 im 6. Bezirk in Wien.14 Dort wohnte er
zusammen mit seiner Frau, der Konzertsängerin Emmy Heim und ihrem gemeinsamen
vierjährigen Sohn Michael Peter Singer (Abb. 74).15 Im gleichen Jahr begann die Zu-
sammenarbeit mit Friedl Dicker. Die Werkstätten Bildender Kunst in Berlin löste er 1926
offiziell auf.16
In der Folge wurde die Arbeit im Atelier durch den Entwurf von Möbeln, die Einrich-
tung von Häusern, Wohnungen, Geschäften, Kindergärten, Arztpraxen und den Ent-
wurf von Bauten erweitert.
12 AGS, Brief B. Spiegler & Söhne an Friedl Dicker, 1.4.1926.
13 BHA, Ordner Dicker/Singer Ausstellung 1970, Brief Martha Hauska-Döberl an Margit Téry-
Buschmann, 14.9.1969.
14 WStLA, Meldeunterlagen, Franz Singer, Auskunft, 17.6.2011: 10.2.1925–15.5.1939, 6. Schadek-
gasse 18, Abmeldevermerk: Anfang März 1938 nach England.
15 Heim war in der Schadekgasse 18/13 seit dem 3.6.1922 gemeldet. In den Meldeunterlagen heißt
es unter dem Abmeldevermerk: „It. Dupl. V. 1.2.1940 ? [sic!] / im Hause nicht mehr wohnhaft“,
Auskunft WStLA, 17.2.2017. Ein an diese Adresse adressierter Brief von Itten an Emmy Heim aus
dem Jahr 1917 legt nahe, dass Heim und Singer bereits 1917 die Wohnung in der Schadekgasse
bewohnten. Siehe: AAD/V&AM, Brief Johannes Itten an Emmy Heim, 29.12.1917, AAD 3-1082
PL6.
16 Kat. Ausst. Bauhaus-Archiv 1970, S. 10, 61; Kat. Ausst. Heiligenkreuzerhof 1988, S. 10, 108.
Abb. 73: Frieda Stoerk, Präsentation von
Taschen, um 1925/26.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Titel
- Bauhaus in Wien?
- Untertitel
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Autor
- Katharina Hövelmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Abmessungen
- 17.4 x 25.6 cm
- Seiten
- 492
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482