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Strategien der Bewerbung 159
verschiedene Möbelentwürfe des Ateliers und der programmatische Text „Das moderne
Wohnprinzip: Ökonomie der Zeit, des Raumes und der Nerven“ veröffentlicht.189
Mit insgesamt 24 Veröffentlichungen erschienen 1932 die meisten Publikationen.
Neben älteren Projekten wurden die in diesem Jahr abgeschlossenen Projekte Konfise-
rie Garrido & Jahne und der Montessori-Kindergarten im Goethehof publiziert. In der
Bau- und Werkkunst erschienen Abbildungen des Kindergartens und die Arbeiter-Zeitung
brachte einen ausführlichen Artikel.190
1933 ließ die Anzahl der Publikationen wieder nach, so erschienen in nur acht Zeit-
schriften Möbel und Wohnungen. In Deutschland gaben nur noch zwei Blätter ein be-
reits älteres Projekt, die Wohnung von Karl Heller aus dem Jahr 1928, heraus.191 Die
Publikationstätigkeit wurde nun in anderen Ländern verstärkt, was vermutlich mit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland zusammenhing. So kamen als
neue Publikationsorgane die Schweizer Zeitschrift Das ideale Heim192, in der die Woh-
nung von Alfred Breslauer abgedruckt wurde, und die polnische Zeitschrift Wnetrze193
hinzu. In diesem Jahr erschien auch das Buch Mobili tipici moderni der Redaktion der
italienischen Zeitschrift Domus von Giancarlo Palanti, in dem zahlreiche Abbildungen
von Wohnungen und Möbeln aus dem Atelier abgedruckt sind.194
1934 folgten zahlreiche Veröffentlichungen in der Zeitschrift Domus, die in insgesamt
sieben verschiedenen Ausgaben Möbel und Wohnungen des Ateliers abdruckte.195 Die
Italienerin Carmela Prati-Haerdtl, die mit dem Architekten Oswald Haerdtl verheiratet
war, fungierte für Domus als Korrespondentin des Ateliers.196
Grund dafür, dass auch in Großbritannien die Publikationstätigkeit zunahm, war si-
cherlich Franz Singers Verlegung seines Lebensmittelpunkts ab 1934 nach London. So
brachten neben der Zeitschrift The Studio, in der bereits seit 1930 publiziert worden war,
ab 1934 weitere englische Zeitschriften wie Children’s Outfitter197, Decoration198, Design
for To-day, The Architectural Review, The Nursery World199 und die Londoner Tageszeitung
The Evening Standard Beiträge.
189 Kölner Tageblatt, 29./30.8.1931, o. S.
190 Die Bau- und Werkkunst 1932a, S. 65–67; Arbeiter-Zeitung 1932a, S. 2.
191 Neue Moden 1933, S. 34; Urban 1933b, S. 5-6.
192 Das ideale Heim 1933, S. 140–142.
193 Wnetrze 1933, S. 142–143; Wnetrze 1933/1934, S. 182–183.
194 Palanti 1933, S. 18–19, 49, 92, 127-128, 136, 149–150.
195 Domus 1934a–1934h, Haerdtl 1934, Domus 1935, Ponti 1936.
196 Dies belegen Korrespondenzen zwischen Schrom und Singer. Siehe: AGS. Italienische Beschriftun-
gen auf einigen Fotografien belegen zudem Prati-Haerdtls Involvierung. Siehe: SAA, Archiv Metz &
Co, 2 Fotos von Möbeln der Wohnung Reiner-Lingens, Inv.-Nr. 977–364.
197 The Children’s Outfitter 1938, S. 74.
198 Decoration 1935, S. 45.
199 The Nursery World 1935, S. 711.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Titel
- Bauhaus in Wien?
- Untertitel
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Autor
- Katharina Hövelmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Abmessungen
- 17.4 x 25.6 cm
- Seiten
- 492
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482