Seite - 305 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 305 chelofen ein der Moderne ent- sprechendes Aussehen verpasst wurde. Tatsächlich finden sich in dieser Zeit kaum Kachelöfen, die optisch den Entwürfen der Ateliergemeinschaft naheste- hen. Obschon es aus einfachen Grundformen gebildete Kachel- öfen gab, waren diese dennoch zumeist mit dekorativen Ele- menten verziert. Die schlichte Mäanderform des Kachelofens im Haus von Josef Hoffmann in der Wiener Werkbundsied- lung aus dem Jahr 1932 wurde beispielsweise durch konische Säulen, die mit Ringen verziert waren, aufgelockert (Abb. 292). Der Artikel im Stuttgarter Neuen Tagblatt ist mit einem Kachel- ofen der „Keramischen Werk- stätte H. Schuppmann“ aus Har- laching bei München bebildert (Abb. 293). Dieser Ofen weist trotz der einfachen Grundform eines Mäanders zahlreiche Verzierungen mit keramischen Köpfen und anderen Ornamenten auf. Auch die in Österreich ansässige Gmundner Ke- ramik GmbH präsentierte in den 1920er-Jahren zum Teil überbordend reich dekorierte Kachelöfen, wobei hier auch die Gesamterscheinung den Kachelöfen früherer Jahrhun- derte entsprach.314 In Zeitschriftenpublikationen fallen die Kachelöfen der Ateliergemeinschaft im Ver- gleich mit zeitgenössischen Modellen ebenfalls durch ihre untypische Formensprache auf. In Frau und Welt wurde neben vier Beispielen aus der Ateliergemeinschaft auch ein Kachelofen von Hertha Bucher315 (1898–1960) gezeigt, der, obgleich in der Grund- form geometrisch, wiederum dekorative Verzierungen aufweist (Abb. 294). In den bereits 314 Vgl. Abb. Deutsche Kunst und Dekoration 1922/1923, S. 58–61. 315 Hertha Bucher war Schülerin von Michael Powolny und Oskar Strnad an der Wiener Kunstgewer- beschule. Sie war Mitglied der Wiener Werkstätte, des Österreichischen Werkbunds und der Wiener Frauenkunst. Abb. 291: Foto einer Illustration von drei verbundenen Kachelöfen, 1930. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0