Seite - 373 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

Raumgestaltungen und Architektur 373 Begriff des „Raumplans“ einführte, argumentierte Loos diesen Bau bereits in dem 1911 gehaltenen Vortrag „Mein Haus am Michaelerplatz“ mit einer gesteigerten Raumöko- nomie: „Gibt man jedem Raume nur die Höhe, die ihm seiner Natur nach zukommt, kann man ökonomischer bauen.“463 Der bei Loos durch den anglo-amerikanischen Woh- nungsbau464 inspirierte Raumplan wurde beispielsweise auch beim Haus Moller und dem Haus Müller in Prag angewandt, zu dem Loos bemerkte: „Eigentlich gibt es bei mir weder erdgeschoß, obergeschoß noch keller, es gibt nur verbundene räume, vorzimmer, terrassen“465. In Wirklichkeit war diese Bauweise aber keineswegs ökonomischer, son- dern war „die logische Erweiterung des radikal sensualistischen Ansatzes, den Loos mit 463 Loos 2010, S. 418. 464 Auch Loos’ Zeitgenossen wie Josef Hoffmann, Josef Olbrich und die jüngere Architektengeneration um Josef Frank rezipierte den angelsächsischen Wohnungsbau. Worbs bemerkt dazu: „Loos steht mit seiner Rezeption keineswegs so isoliert da, wie er es gern möchte, zumindest nicht in Wien.“ Siehe: Worbs 1983, S. 66–67. 465 Zitiert nach: Lhota 1933, S. 143. Übersetzung Worbs 1983, S. 65. Abb. 381: Fréd Forbát, Entwurf für ein Atelierhaus der Bauh- aussiedlung, 1922, ArkDes Collection, Stockholm. Abb. 382: Adolf Loos, Bekleidungsgeschäft Goldman & Salatsch in dem von 1909 bis 1911 erbauten Haus am Michaelerplatz, Iso- metrie von Hermann Czech und Wolfgang Mistelbauer, 1968, Privatsammlung. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0