Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Seite - 414 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 414 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

Bild der Seite - 414 -

Bild der Seite - 414 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

Text der Seite - 414 -

„Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 414 langjährige Bewohner einer Franz Singer Wohnung an den Architekten richtet.“578 Von den Möbeln wenig überzeugt – die Sitzmöbel bezeichnete er rückblickend als „Leder- riemen-Monster“ und die Leuchten als „Metall-Quadranten“ –, mietete er um 1936 eine Wohnung, die „viel konservativer eingerichtet“ war.579 Auch sein Sohn Peter Heller hatte weniger gute Erinnerungen an das für ihn bestimmte Kinderbett: „Unvergesslich an Singerscher Einrichtung bleibt mir das mir verhasste Klapp-Bett, das an Stelle meines Gitterbetts installiert wurde, und, wie das Meiste – so schien es mir – was Singer kuehn entwarf, vor lauter Sachlichkeit gar nicht so recht funktionierte.“580 Die Schwächen der Wohnraumlösungen hinsichtlich Nutzung und Ökonomie las- sen erahnen, dass weniger eine gebrauchsorientierte Gestaltung, als vielmehr ästhetische Gesichtspunkte im Vordergrund standen. Dies verdeutlichen insbesondere die bis 1930 zumeist individuell für die jeweiligen AuftraggeberInnen geschaffenen, auf Elementar- formen basierenden Einrichtungsobjekte. Wie bei den Möbeln des Bauhauses, der rus- sischen Konstruktivisten oder der Entwerferin Eileen Gray wurden dabei Vorstellungen aus der Kunst in die angewandten Bereiche übertragen. Der Analogieschluss von Achleitner, dass Dickers und Singers „Prinzip zuerst ein künstlerisches“ gewesen sei, sie „ihre Individualität nicht einer Doktrin“ geopfert hätten und daher keine „Bauhäusler“ geblieben seien, ist nun präzisierbar, denn der Einbezug der Kunst in den Gestaltungsprozess war zu Dickers und Singers Studien- zeitpunkt am Bauhaus essenziell. Wie Hans M. Wingler bereits 1970 korrekt bemerkt hat, war das Werk von Dicker und Singer auf Jahre hinaus noch durch die „hand- werkliche Begriffswelt“ geprägt.581 Demzufolge führten sie in ihren Möbeldesigns und Raumgestaltungen das künstlerische Prinzip des frühen Bauhauses stets weiter fort.582 Dies wurde schließlich auch von den AuftraggeberInnen so empfunden: Ella Reiner- Lingens bedankt sich nach Abschluss ihrer Wohnraumgestaltung für die „wirklich künstlerische Arbeit“583 und auch der Sohn von Hans Heller räumt ein, dass „die schwarz glänzende Bibliothek in der Karolinengasse [...] doch sehr schön“584 gewesen sei. Dass ab 1929/1930 zunehmend wiederkehrende Möbeltypen entwickelt wurden, die zum Teil in Stahlrohr und Sperrholz gefertigt wurden und sich somit für serielle Fertigungsmethoden eigneten, zeigt aber, dass das Atelier mit den zeitgenössischen 578 AGS, Brief Hans Heller an Franz Singer, 7.2.1934. 579 Heller 1985, S. 49. 580 AGS, Brief Peter Heller an Matthias Boeckl, 10.2.1993. Mit freundlicher Genehmigung durch Mat- thias Boeckl. 581 Wingler 1970, S. 7. 582 Achleitner 1988, S. 6. 583 AGS, Brief Ella Reiner-Lingens an Franz Singer, 30.11.1931. 584 AGS, Brief Peter Heller an Matthias Boeckl, 10.2.1993. Mit freundlicher Genehmigung durch Mat- thias Boeckl. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
zurück zum  Buch Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer"
Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Titel
Bauhaus in Wien?
Untertitel
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Autor
Katharina Hövelmann
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-205-21316-1
Abmessungen
17.4 x 25.6 cm
Seiten
492

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 9
  2. 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
  3. 1.2 Forschungsstand 10
  4. 1.3 Quellenlage 15
  5. 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
  6. 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
  7. 2.1 Die Zeit in Wien 27
  8. 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
  9. 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
  10. 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
  11. 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
  12. 2.2.2 Unterricht 56
  13. 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
  14. 3 Berufliche Anfänge 89
  15. 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
  16. 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
  17. 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
  18. 3.2.2 Die Auflösung 114
  19. 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
  20. 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
  21. 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
  22. 4.3 AuftraggeberInnen 140
  23. 4.4 Strategien der Bewerbung 147
  24. 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
  25. 4.4.2 Fotografie 154
  26. 4.4.3 Publikationen 157
  27. 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
  28. 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
  29. 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
  30. 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
  31. 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
  32. 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
  33. 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
  34. 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
  35. 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
  36. 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
  37. 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
  38. 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
  39. 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
  40. 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
  41. 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
  42. 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
  43. 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
  44. 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
  45. 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
  46. 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
  47. 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
  48. 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
  49. 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
  50. 5.4.5 Kachelöfen 302
  51. 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
  52. 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
  53. |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
  54. 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
  55. 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
  56. 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
  57. 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
  58. 5.5.3.1 Einwohnräume 339
  59. 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
  60. 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
  61. 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
  62. 6 Resümee und Ausblick 417
  63. 7 Anhang 425
  64. 7.1 Quellentexte 425
  65. 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
  66. 7.3 Archive und Sammlungen 431
  67. 7.4 Literatur 436
  68. 7.5 Webseiten 473
  69. 7.6 Bildnachweis 477
  70. 7.7 Abkürzungen 480
  71. 7.8 Abstract 481
  72. 7.9 Register 482
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Bauhaus in Wien?