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76 | Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum
Vormachtstellung Augsburgs liegt auch darin, dass die schwäbische Stadt neben
Innsbruck der Lieblingsaufenthaltsort von Maximilian I. war, wovon die drei Reichs-
tage von 1500, 1510 und 1518 Zeugnis ablegen.
Neben den Augsburger Reichstagen war es vor allem der Wiener Kongress im Jahr
1515, der viele Humanisten in das Umfeld des Kaisers zog. So konnte dieses politi-
sche und gesellschaftliche Großereignis auch zur weiteren Stärkung der zweiten Ein-
flussrichtung beitragen, nämlich der slowenischen. Diese ist in verschiedener Form
bereits fast seit der Gründung der Wiener Universität im Jahre 1365 festzustellen, ihr
Höhepunkt liegt aber in der zweiten Hälfte des 15. und am Beginn des 16. Jahrhun-
derts.290 Hier sind neben Maximilians Lehrer Thomas Prelokar aus Cilli die Namen
von Briccius Prepost (ebenfalls aus Cilli) und Bernhard Perger (aus dem steirischen
Stainz) zu nennen. Mit Georg von Slatkonia (Chrysippus) war ein gebürtiger
Laibacher in Wien Bischof geworden, während die zentrale Figur des Humanismus
in Slowenien Christoph Raubar war, der als Bischof von Laibach, Koadjutor bzw.
Administrator von Graz-Seckau, Kommendator von Admont sowie als Kriegsherr
und Diplomat im Dienste Maximilians große Autorität ausüben konnte.291 Im engsten
Kreis dieser beiden Männer ist Augustinus Prygl (Tyfernus) zu finden, dem wir für
Noricum die bisher älteste, namentlich zuordenbare Inschriftensammlung
verdanken.
Sowohl die süddeutsche als auch die slowenische Einflussrichtung gehen, wie bereits
erwähnt, auf italienische Impulse zurück. In manchen Fällen kann dafür sogar ein
und dieselbe Person namhaft gemacht werden: Sowohl Konrad Peutinger als auch
Johannes Fuchsmagen und Augustinus Tyfernus empfingen Anregungen des Ita-
lieners Giovanni Giocondo. Auch Querverbindungen zwischen den beiden Achsen
sind festzustellen: So hatte sich etwa Slatkonia zu Ausbildungszwecken in Ingolstadt
aufgehalten.292
Das Beispiel von Slatkonia lässt ansatzweise erahnen, welch mannigfaltige Möglich-
keiten es für Kontakte der Humanisten gab – Kontakte, die oft zu vermuten, aber
nicht immer (etwa durch erhaltene Briefwechsel) nachzuweisen sind. Auch die Zu-
sammentreffen bei kleineren und größeren Anlässen im Umfeld des Kaisers boten
den gebildeten Männern willkommene Gelegenheit zu persönlicher Bekanntschaft
und geistigem Austausch. Es ist zu bedenken, dass dieser gelehrte Kreis im engeren
oder weiteren Umfeld des Kaisers in seiner Größenordnung relativ überschaubar
290 Vgl. Katja Sturm-Schnabl, Slowenistik an der Universität Wien als europäischer Beitrag, in: Trans. Inter-
netzeitschrift für Kulturwissenschaften 3 (1998). Online im Internet (URL): http://www.inst.at/
trans/3Nr/sturm.htm [abgerufen am 31.08.2015], und besonders die fundierte Untersuchung von
Primož Simoniti, Sloven. Humanismus. Zu den historischen slowenischen Ländern werden Süd-
Kärnten, Krain und die Untersteiermark gezählt.
291 Dazu auch Janez Höfler, Ljubljana – Lubiana – Laibach um 1500: Zur kultur-, kunst- und musik-
geschichtlichen Situation in der Geburtsstadt Georg von Slatkonias und seiner Heimat im ausgehenden
Mittelalter, in: Antonicek/Hilscher/Krones, Wr. Hofmusikkapelle I, 37–48.
292 Höfler, Laibach um 1500 47.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548