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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 89
Sammlung weitere Inschriften hinzufügte. Bei den Inschriften aus Terni und Rom
sind besonders viele Korrekturen und Ergänzungen festzustellen. Die Aufbe-
wahrungsorte der Inschriften werden meist exakt angegeben, der Text größtenteils
korrekt wiedergegeben.361 Eine korrekte Zeilentrennung ist allerdings nur bei der
Abschrift von Epigrammen festzustellen.362 Auch Majuskeln kommen lediglich dort
vor, wo sie für das Textverständnis bzw. für eine ausreichende Originaltreue der
Inschrift unabdingbar sind.363 Fuchsmagen verwendet bei seinen Inschriftenkopien
im CT 3569 prinzipiell Minuskeln in Humanistenkursive einschließlich der am Ende
des 15. Jahrhunderts üblichen Kürzungen. Die Endungen „-E“ und „-AE“ wurden
von ihm – wie allgemein nach der Wiedereinführung der im Mittelalter verloren
gegangenen Ligatur – als adäquat empfunden und daher sogar unmittelbar neben-
einander gestellt.364
Leider kann Johannes Fuchsmagen in Hinblick auf seine Ergänzungen im CT 3569
nur mäßige Bedeutung attestiert werden – weil er aus einer Quelle geschöpft haben
muss. Ein erster Hinweis darauf ist auf fol. 38v/S. 87 zu finden: Dort hob er am
Seitenrand das Wort „Brittannici“ neben drei anderen (echten) orthographischen
Besonderheiten365 hervor, obwohl der Inschrifttext ohnehin die richtige Form
„Britannici“ hat. Bei einigen Ergänzungen ganzer Inschriften ist im Text ein Verweis-
zeichen zu finden als Hinweis, wo diese einzufügen sind.366 Auf fol. 41r/S. 92
wiederum ergänzte er am unteren Rand den im Text fehlenden Teil der Inschrift CIL
VI 21714 und hob „querella“ am inneren (linken) Seitenrand als besondere Schreib-
weise hervor. Als er etwas weiter hinten367 entdeckte, dass dieser Text (als eigen-
ständige Inschrift, für die er durchaus auch gehalten werden könnte) bereits in der
vorliegenden Sammlung enthalten war, erinnerte er sich an seine Ergänzung und
tilgte sie durch Striche.
Nun sind genau diese Ergänzungen und Randbemerkungen aus Fuchsmagens Hand
auch in einigen Codices enthalten, die mit dem komplexen Werk von Giovanni
Giocondo in Beziehung stehen, und zwar entweder gleichfalls als Marginalie oder als
integraler Bestandteil des Textes. In erster Linie ist hier der Cod. Borg. Lat. 336, eine
Abschrift der ersten Fassung der Giocondo-Sammlung, zu nennen, aber auch zwei
361 Ausnahmen sind etwa die unvollständig ergänzte Inschrift CIL XI 4170 am unteren Rand von fol.
44v/S. 99 sowie das fälschlich nach Interamna (h. Terni) lokalisierte (im Text aber korrekt wieder-
gegebene) Denkmal für einen ehemaligen Leibwächter Neros (CIL VI 4343) am oberen Rand von
fol. 45r/S. 100.
362 Z. B. CIL VI 17050 auf fol. 38v–39r/S. 87–88.
363 Mangels entsprechender Quellen ist keine (sichere) Aussage möglich, wie Fuchsmagen mit Ligatu-
ren umging.
364 Fol. 44v/S. 99. Vgl. dazu Bernhard Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abend-
ländischen Mittelalters (Grundlagen der Germanistik 24), Berlin 21986, 195–196.
365 „Aureli“, „Argentari“, „Boari“. Es geht hier um die Inschrift des sog. Argentarierbogens am antiken
Forum Boarium in Rom (CIL VI 1035 = EDR 103504).
366 Z. B. CIL VI 1117 auf fol. 85v/S. 85 oder CIL VI 17050 auf fol. 38v–39r/S. 87–88.
367 CT 3569, fol. 42v/S. 95.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548