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Augustinus Prygl Tyfernus | 101
tär, Architekt und Reisegefährte des Bischofs fungiert hat.423 Daraus ist zu schließen,
dass er seinen bischöflichen Herrn auch begleitet hat, als dieser von Kaiser
Maximilian im Jahre 1504 nach Rom, im darauffolgenden Jahr an verschiedene Höfe
deutscher Reichsfürsten und 1506 abermals nach Rom gesandt wurde.424 Für diese
Annahme spricht die Tatsache, dass Tyfernus zahlreiche Kopien römerzeitlicher
Inschriften aus der „ewigen Stadt“ in seine Sammlung eingefügt hat.
Vor Antritt der zweiten Romreise hielt er sich nachweislich in (der Gegend von) Graz
auf, als Kaiser Maximilian ebenfalls dort zugegen war. Bei seinem Aufenthalt im Stift
Rein wollte er eine Inschrift (CIL III 5443) abschreiben, musste dazu aber auf den
Turm steigen. Im Zuge der Erwähnung dieses besonderen Erlebnisses datiert er
seinen und des Kaisers Grazer Aufenthalt: „ascendi ego in scalis gradus XXVIII non sine
timore etc. Maximiliano Caes. in Grecio existente anno MDVI.”425
Noch im selben Jahr brachen Raubar und sein Begleiter Tyfernus zu einer neuer-
lichen diplomatischen Mission nach Rom auf, die sie weiter nach Neapel an den Hof
Ferdinands II. des Katholischen426 führte. Bei diesem mehrmonatigen Aufenthalt
knüpfte Augustinus Tyfernus Beziehungen zu den Mitgliedern der sogenannten
Academia Pontaniana.427 Den von ihm verehrten Dichter Pontano konnte er zwar nicht
mehr kennenlernen, doch stand er mit dem nachgefolgten Leiter der Akademie,
Pietro Summonte, und mit Bischof Giovanni Battista Cantalicio in regem Gedanken-
austausch. Frucht seiner weiteren Kontakte mit bedeutenden italienischen Huma-
nisten bzw. ihren Werken sind etliche Gelegenheitsgedichte, die Tyfernus vor seine
Inschriftensammlung gestellt hat.428 Auch das Vorwort zur Sammlung wurde in
Neapel verfasst: „Scripsi in dulcissima atque exculta urbe Parthenope Die tercio kal. Mart.
Anno christi MD7”.429
423 Tyfernus schreibt, er sei „post illud Patavinium contubernium proximo toto decennio quum in privatis
tum in publicis rebus a secretis et magister ab epistolis et architectus omniumque peregrinationum atque
itinerum eius terra et mari domique et militiae perpetuus comes et assecla" gewesen (Orationes duae
luculentissimae, fol. Aiv). Vgl. CIL III, S. 478, sowie Michael Denis, Wiens Buchdruckergeschichte bis
MDLX, Wien 1792, 194.
424 Vgl. Johann Weichard Freiherr von Valvasor, Die Ehre des Herzogtums Krain II, Laibach/Nürnberg
1689, 2. unv. Aufl. Rudolfswerth 1877, 662–663, sowie Constant von Wurzbach, Biographisches Lexi-
con des Kaiserthums Österreich XXV, Wien 1873, 29.
425 CVP 3528, fol. 65v = CVP 3540, fol. 14v. Vgl. auch Weber, Altertumskundl. Forschung 90, ders.,
RISt 17, sowie Simoniti, Sloven. Humanismus 120.
426 Seit 1504 König von Neapel.
427 Dieser Zirkel gebildeter Männer war ursprünglich von Antonio Beccadelli Panormita (1394–1471)
ins Leben gerufen worden, benannt wurde er aber nach Giovanni Gioviano Pontano (1426/1429–
1503), der bald die Leitung übernommen hatte.
428 Hier sind etwa Namen wie der von Battista Guarini oder Pomponio Leto zu finden: CVP 3528,
fol. 18v = CVP 3540, fol. 1r.
Wie sein Vorbild Pontano widmete sich Tyfernus epigraphischen Studien und literarischer Tätig-
keit. Vgl. auch Kajanto, Poggio and Epigraphy 35–36.
429 CVP 3528, fol. 17r. Die Bezeichnung Parthenope für Neapel kommt zum ersten Mal bei Vergil
(georg. 4,564) vor.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548