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146 | Der sogenannte Antiquus Austriacus
punkt in Wien. Genau zu dieser Zeit muss die Sammlung des „Antiquus Austriacus“
entstanden sein: Mommsen sah 1493 als terminus post quem an, weil die beiden in der
Sammlung enthaltenen Inschriften CIL III 4560 und 4561 in diesem Jahr gefunden
worden seien.624 Der Fundort soll sich nach Apianus/Amantius in der Wiener
Wipplingerstraße im Haus des Johannes Gennter befunden haben – unweit von
Fuchsmagens Wohnsitz in der Seilergasse 12!625
In der einschlägigen historischen (nicht epigraphischen!) Literatur wurde Fuchs-
magen schon bisher gerne als „(erster) systematischer Sammler von Inschriften“
bezeichnet, so etwa von Alphons Lhotsky und Alois Niederstätter. Konkrete Belege
für ein entsprechendes Werk wurden allerdings nirgends angeführt bzw. konnten
auch nicht angeführt werden.626 Denn genau darin besteht die große Schwierigkeit:
Es ist bisher keine (umfangreiche) Inschriftensammlung bekannt, die weitere, detail-
lierte Aufschlüsse über die Beschäftigung von Johannes Fuchsmagen mit (norischen
und oberpannonischen) Inschriften sowie zum Ansatz, ihn mit der rekonstruierten
Sammlung des „Antiquus Austriacus“ in Verbindung zu bringen, geben könnte. Umso
größer ist nun die Hoffnung, aus zwei bisher nur punktuell beachteten Hand-
schriften neue, relevante Erkenntnisse gewinnen zu können: Dem Codex 3255* aus
der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und dem Codex Pragensis XIII G 14
aus der Tschechischen Nationalbibliothek (Národní Knihovna ČR) in Prag.
624 CIL III, S. 477a.
625 Apianus/Amantius, Inscriptiones 401,1: „Viennae inventum in domo Ioannis Gennter in der Wulpinger-
strass sub terra Anno domini 1493 per Henricum Schruttauer Civem Vienn. et suos complices inquirentes
Thesaurum abditum et per Sompnium ut augurabant ostensum.” Siehe dazu ausführlich Kap. 7.3.1.
626 Vgl. Lhotsky, Quellenkunde 435 („Dr. Fuchsmagen verdient aber auch als erster systematischer
Sammler Beachtung. Sein Augenmerk galt vorzugsweise der Antike, aus deren Bereich er
Inschriften, Münzen und Texte zustande brachte.“), Niederstätter, Jahrhundert der Mitte 385
(„Doktor Fuchsmagen [...] trat vor allem als systematischer Sammler antiker Münzen, Inschriften
und Texte hervor.“) sowie Georg Wacha, Linz unter Maximilian I. (2). Humanisten und Künstler in
Linz, in: OÖ. Heimatblätter 49/4 (1995) 322–358, hier: 328 („Fuchsmagen, [...] der erste systemati-
sche Sammler von Inschriften, Münzen und Texten der Antike, von mittelalterlichen Chroniken
und sonstigen Quellen“). Einzig Primož Simoniti gibt sich der entsprechenden Formulierung
etwas zurückhaltender und fügt „menda“ im slowenischen Originaltext (Simoniti, Humanizem na
Slowenskem 101) ein, das in der deutschen Übersetzung abermals vorsichtiger klingt, wo Fuchs-
magen als „dem Vernehmen nach erster österreichischer Sammler von Altertümern, Büchern,
Münzen etc.“ bezeichnet wird (Simoniti, Sloven. Humanismus 126).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548