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160 | Codex Vindobonensis Palatinus 3255*
der berühmte Jüngling vom Magdalensberg (CIL III 4815).681 Den Denkmälern aus
Pettau (h. Ptuj) folgen neuerlich überwiegend norische Inschriften aus den
verschiedenen Teilen der Steiermark (u. a. Leibnitz, Seckau, Graz, Hartberg,
Kaindorf, Stubenberg, Rottenmann, Schladming und Waltersdorf) sowie Salzburg
und Lauffen. Über heute bayerisches Gebiet (Passau, Burghausen) führt die Reihe
weiter nach Oberösterreich (Lambach, Wels und Enns), dann in das heutige (Süd-)
Tirol sowie nach Deutschland – darunter Rosenheim, Augsburg (u. a. aus dem Haus
Peutingers), Mainz und Trier –, ehe nach einem kurzen „Abstecher“ in die Schweiz
mit Denkmälern aus Wiener Neustadt, Wien (u. a. aus dem Haus Fuchsmagens) und
Petronell wieder österreichisches Gebiet erwähnt wird. Es folgen zahlreiche Denk-
mäler aus Ungarn (v. a. Buda/h. Budapest) sowie aus Dalmatien und Kilikien,
anschließend Inschriften aus Wien, Poetovio (h. Ptuj), Pöchlarn, Marburg
(h. Maribor) und abermals Ptuj. Den Abschluss bilden zwei Inschriften aus Melk
sowie zwei nicht näher beschriebene Fundstücke, die Conrad Celtis entdeckt haben
soll (fol. 131v: „Nuper a Conradi Celti inventum“ bzw. „Nuper Ab eodem Con. Cel.“).
In der Inschriftensammlung, auf die sich das Register bezieht, waren demnach auch
Gebiete vertreten, die in der Licinius-Sammlung nicht vorkommen. Inschriften aus
Italien kommen hingegen in auffälliger Zahl in beiden Codexteilen vor, sodass deren
Reihenfolge an Bedeutung gewinnt und in anderem Rahmen eine eigene, genaue
Untersuchung erfordert. An dieser Stelle muss es genügen, auf zwei bemerkenswerte
Umstände hinzuweisen:
1. Die Reihenfolge der Inschriften stimmt auf jeden Fall bei den Steinen aus dem
Haus der Familie De Lallis überein. In der Licinius-Sammlung sind diese über-
schrieben mit „Epigrammata reperta in domo Francisci de Lallis [...]“.682 Offensichtlich
hat hier bereits die Vorlage einen Fehler enthalten, denn weiter unten heißt es so-
wohl in der Wiener als auch in der Stuttgarter Abschrift der Licinius-Sammlung
„Apud domum praedicti domini Laurentii de Lallis in quibusdam columnis latericiis“.683
Auch die entsprechende Stelle im Register enthält dieses Versehen, wenngleich mit
zwei kleinen, aber für weitere Handschriftenvergleiche bedeutenden Modifikationen:
Neben der veränderten Wortstellung wird hier betont, dass es sich um das Haus des-
selben Mannes handelt: „In quibusdam Columnis latericiis iuxta Domum eiusdem
Laurentii de Lallis“.684
2. Das Register enthält einen sehr auffälligen Fehler: An zwei Stellen wurde der
Name des Römers Francesco Porcari fälschlicherweise zu „Franciscus Procarius“.685
Derselbe Lapsus konnte bereits in jenem Teil von Konrad Peutingers Inschriften-
sammlung konstatiert werden, in dem dieser sich auf Johannes Fuchsmagen als
681 Die genauen Belegstellen und CIL-Nummern aller Inschriften aus Noricum und Pannonia superior
sind im Anhang in Tab. 12.3 aufgelistet.
682 CVP 3255*, fol. 14r; CS hist. 4° 316, fol. 17v.
683 CVP 3255*, fol. 16r, CS hist. 4° 316, fol. 73v.
684 CVP 3255*, fol. 111r, 12.
685 CVP 3255*, fol. 108v,16 und fol. 109r,8.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548