Page - 184 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 184 -
Text of the Page - 184 -
184 | Codex Pragensis XIII G 14
Während die zugehörigen Reliefs ebenso unerwähnt bleiben wie die Verwahrorte
der Inschriften, ist Fuchsmagen in der Wiedergabe der Inschrifttexte eine höhere
Genauigkeit zu attestieren: Zeilentrennung und etwa die Hälfte der Ligaturen wer-
den berücksichtigt, der teilweise anspruchsvolle Text von CIL III 5663 großteils
korrekt wiedergegeben. Zeile 8 enthält indes einen auffallenden Fehler („MEL CON“
statt „MIL COH“), dessen Ursache ein wenig rätselhaft scheint, weil diese Zeile auch
heute noch gut lesbar ist.765
Obwohl beide Inschriften erhalten sind und daher für einen profunden Vergleich
herangezogen werden können, ist in ihrem Fall ebenso wie im folgenden schwer zu
beurteilen, ob Fuchsmagen auf eigenhändige Originalabschriften zurückgegriffen
hat. Nach dem bisherigen Wissensstand ist diese Möglichkeit ebenso in Betracht zu
ziehen wie die Annahme eines Mittelsmannes.767
Auf fol. 202v hat Fuchsmagen die heute verschollene Inschrift CIL III 5697 notiert, die
aufgrund ihrer keltischen Personennamen auffällt. Auch dieser Text wurde ohne
jegliche Ortsangabe an das Ende eines Abschnittes der Sammlung (Denkmäler aus
der Stadt Salzburg) gesetzt.768 Dort war Raum freigeblieben, ehe die Haupthand auf
einer neuen Seite mit Inschriften aus dem näheren und ferneren Umland fortfuhr.
Textwiedergabe und Zeilentrennung im CIL orientieren sich im Wesentlichen an der
ältesten bisher bekannten Belegstelle von Apianus/Amantius (Inscriptiones 413,1).
Interessanterweise ist das im CIL notwendigerweise ergänzte „et“ in Zeile 5 im
Prager Codex enthalten. In der vierten und fünften Zeile bietet Fuchsmagens
Abschrift „MESSICO F(ILIO) ET ARIONI F(ILIO)“, während in den übrigen Zeug-
nissen die sonst nicht nachweisbare Namensform „RESSICO“ aufscheint.769 Die
Tatsache, dass eine Inschrift an der Westseite der Kirche St. Michael in Villach770 den
Wortlaut „ARIONI F(ILIO) ET COTVNI MESSICI F(ILIO)“ enthält, spricht jedoch in
Verbindung mit der übrigen sorgfältigen Wiedergabe von CIL III 5697 abermals für
Fuchsmagens Arbeit. Er scheint überdies bemüht, die Zeilentrennung seiner (eige-
nen?) Vorlage gewissenhaft wiederzugeben, welche deutlich von Apianus/Amantius
(und damit dem CIL) abweicht.771 Ob und mit welchem Erfolg ihm dies im Fall von
CIL III 5697 gelungen ist, lässt sich bedauerlicherweise nicht mehr feststellen.
765 Es ist natürlich denkbar, dass sie zur damaligen Zeit teilweise stärker verschmutzt oder verdeckt
gewesen ist.
767 Winkler, CIL III 5663, 376, Anm. 4, meint, die (jüngere und dem Prager Codex auffallend ähnliche)
Textwiedergabe bei Apianus/Amantius beruhe auf Autopsie. Zur vergleichenden Untersuchung
dieser beiden Belegstellen siehe Kap. 10.5.2.
768 Da der unzuverlässige Wolfgang Lazius als einziger auctor antiquissimus eine konkrete Ortsangabe
überliefert, wurde die Inschrift im CIL III zu Recht unter die „Incertae Norici“ eingereiht.
769 Andreas Kakoschke, Die Personennamen in der römischen Provinz Noricum, Hildesheim/Zürich/New
York 2012, 605 (CN 1362), führt CIL III 5697 für das Cognomen „Ressicus“ als Singulärbeleg. Zu
„Messicus“ vgl. Kakoschke, a. a. O. 523 (CN 1071). Etymologisch sind beide Namensformen durch
eine keltische Wurzel erklärbar.
770 CIL III 11502 = lupa 2187.
771 Zur Wiedergabe bei Apianus/Amantius siehe Kap. 10.5.2.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548