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188 | Codex Pragensis XIII G 14
wähnung finden. Fuchsmagen scheint also für seine Ergänzungen zur Sammlung
zumindest teilweise auf etwas ältere Abschriften zurückgegriffen zu haben. Die
beiden Wiedergaben von CIL III 5425 unterscheiden sich deutlich in Hinblick auf
ihre Qualität: Während auf fol. 195v,2 (Lokalisierung nach Graz) ein einwandfreier
Text aus Hand I zu finden ist, sind in Fuchsmagens Abschrift auf fol. 226r,1 drei Ab-
weichungen sowie eine mangelnde Zeilentrennung zu konstatieren.
Aus Fuchsmagens Feder stammen weiters auf fol. 226 ein sorgfältig wiedergegebenes
Inschriftenfragment789, die Abschriften des erhaltenen Steines CIL III 5412 aus Voits-
berg in der Steiermark (ohne Ortsangabe)790, gefolgt von den beiden verschollenen
Denkmälern CIL III 5670 („In ede divi Petri extra Muros Oppidi Bechlar“) und
CIL III 5314 („Marchburgi in basi Turris ecclesie“). Den Text der Inschrift CIL III 5670
hatte er eigenhändig bereits auch auf fol. 215v ohne Lokalisierung unter einer
Inschrift aus Carnuntum (CIL III 4503) hinzugefügt. Da auch bei diesem Denkmal
wesentliche Unterschiede in der Qualität der Wiedergabe festzustellen sind, liegt die
Vermutung nahe, dass Fuchsmagen zumindest in einem Fall auf eine Quelle zurück-
gegriffen hat.791
In der Urform des Codex Pragensis XIII G 14 folgten die Inschriften von fol. 223–224.
Auch von diesen acht Denkmälern ist nur der mittlere Teil tatsächlich der Überschrift
„Elogia Petovina“ zuzurechnen.792 Vier dieser fünf Texte sind mit einer (korrekten)
Angabe des Verwahrortes versehen. Sie werden gleichsam gerahmt von drei In-
schriften ohne Ortsangabe: Von der sogenannten Cantius-Stele aus Graz (CIL III
5437.5438)793 sowie von CIL III 5055 und 5056 (+10937). Während der Stein CIL
III 5055 als verschollen gilt, ist die letztgenannte Inschrift in Neumarkt im Tauchental
in der Nähe von Stadtschlaining im Burgenland erhalten geblieben. Sie wurde im
CIL aufgrund eines Versehens zunächst falsch eingereiht, da aufgrund der Orts-
angabe bei Apianus/Amantius (Inscriptiones 393,3: „In Neunmarkt apud idem oppidum
[= Slaming]“) auf Schladming und Neumarkt in der Steiermark geschlossen worden
war. Unter exakt derselben Ortsangabe wie bei Apianus/Amantius findet sich der
Text von CIL III 5056 im CP XIII G 14 ein zweites Mal (fol. 199v,2)!794 Einen Quer-
verweis aus Fuchsmagens Hand wie bei den oben erwähnten Wiener Inschriften
enthält keine der beiden Belegstellen. In qualitativer Hinsicht ist jedenfalls die
789 Siehe dazu ausführlich Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 74–75.
790 Heute im Universalmuseum Joanneum Graz, Inv.-Nr. 214.
791 Der Text auf fol. 215v enthält drei Ligaturen und dürfte die originale Zeilentrennung berücksich-
tigen, verfügt aber über keine Ortsangabe (die Fuchsmagen in seinen eigenhändigen Randbemer-
kungen sonst so korrekt wiedergibt). Dem Text auf fol. 226v fehlen wiederum sämtliche Ligaturen,
die er wohl auch beachtet hätte; vgl. Kap. 3.4 und 11.2.
792 CIL III 4071; 4054; 4044; 4062; 4016 (in der Reihenfolge ihrer Überlieferung).
793 Der einzige auctor antiquissimus, der die korrekte Ortsangabe überliefert, ist ausgerechnet der für
norische Inschriften sonst nicht sehr zuverlässige, weil ausschließlich von Quellen abhängige Jean
Jacques Boissard. Welcher Gewährsmann ihm im vorliegenden Fall gedient hat, ist leider noch
unbekannt. Siehe dazu Greinegger, Tyfernus/Boissard, v. a. 98–125 und 138–140.
794 Zu dieser auffälligen Parallele und der Frage eindeutiger Lesbarkeit der Ortsangabe von CIL
III 5056 im CP XIII G 14 siehe ausführlich Kap. 10.5.3 (Pkt. 5).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548