Page - 191 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 191 -
Text of the Page - 191 -
Codex Pragensis XIII G 14 | 191
Neben der Inschrift CIL VI 1035 hat Fuchsmagen im CT 3569 am Rand die
Wörter „Aureli“, „Brittannici“, „Argentari“ und „Boari“ durch Wiederholung
aus dem Text hervorgehoben, wobei dort ohnehin die richtige Variante
„Britannici” zu lesen ist.803 In den Prager Codex wurden dieselben Marginalien
neben dem identen Text aufgenommen, wobei der Schreiber (Hand I) zusätz-
lich die – tatsächlichen bzw. vermeintlichen – Korrekturen in den Text der In-
schrift eingefügt hat.804
Die Marginalien „querella“, „patroniorum“, „caussa“ und „posterei“ bei einigen
aufeinanderfolgenden Inschriften finden sich im CT 3569 ebenso wie im
CP XIII G 14.805 Zu anderen Sammlungen, die hinsichtlich derselben Reihen-
folge dieser Inschriften auffallen, bestehen allerdings deutliche Abweichun-
gen: So ist in den Licinius-Handschriften CVP 3255* und Cod. Stuttg.
hist. 4° 316 zwar auch „querella“ (im laufenden Text) zu finden, doch des
Weiteren sind die Varianten „petroniorum“, „causa“ und „posterisque“ zu lesen.
Im Cod. Borg. Lat. 336 sind dieselben Marginalien und Schreibvarianten ent-
halten, jedoch fehlt dort eine Inschrift gänzlich.806
b) Besonders auffällige Verbindungen zum CT 3569 lassen sich auf fol. 130 des
CP XIII G 14 feststellen: Dort werden insgesamt fünf Inschriften aus dem antiken
Cora (h. Cori, südöstlich von Rom) überliefert. All diese Denkmäler sind – in dersel-
ben Form und Reihenfolge – im CT 3569 ebenfalls enthalten, wobei die dritte In-
schrift von Fuchsmagen unmittelbar an die zweite anschließend am unteren
Seitenrand hinzugefügt worden ist.807 Sie scheint auch im CP XIII G 14 als drittes
Denkmal auf! Die Hervorhebungen orthographischer Besonderheiten an den Seiten-
rändern sind ebenfalls ident.
c) Unter der bemerkenswerten bildhaften Darstellung eines Bogens samt Köcher, die
beiden Handschriften gemein ist808, folgen im Prager Codex unter der Ortsangabe
„Romae“ elf Verse aus CIL V 6128 = CLE 473. Dieses Gedicht ist eigentlich Teil einer
Grabinschrift aus Mailand und geht auf eine Überlieferung durch Ciriaco d’Ancona
zurück.809 Im CT 3569 sind im Lauftext nur fünf der elf Zeilen enthalten, überschrie-
ben mit „Epigrammata plura nescio ubi sunt et an antiqua“.810 Die fehlenden sechs Zeilen
konnte Fuchsmagen auch hier im direkten Anschluss an den Text am freigebliebenen
803 CT 3569, fol. 38v–39r/S. 87–88. Siehe dazu auch Kap. 3.3.
804 CP XIII G 14, fol. 54r-v. Fuchsmagen korrigierte im CT 3569 die ursprünglich falsche Ortsangabe
„Epigramma in arcu Triumphali sub Capitolio“ zu „... arcu fori Boarii“. Da ein Pfeiler des Bogens spä-
ter in die Mauer der Kirche S. Giorgio in Velabro integriert wurde, ist auch die abweichende, weil
neuzeitlich formulierte Ortsangabe im CP XIII G 14 („In arcu iuxta Ecclesiam S. Georgii“) korrekt.
805 CT 3569, fol. 42v–43r/S. 95–96 bzw. CP XIII G 14, fol. 60v–61v.
806 Der Cod. Borg. Lat. 336 fällt nicht zuletzt aus diesem Grund als (Teil-)Quelle für den CP XIII G 14
aus. Vgl. auch die Ergebnisse der Untersuchung des Abkürzungsverzeichnisses in Kap. 7.
807 CT 3569, fol. 50r-v/S. 110–111.
808 CP XIII G 14, fol. 99r bzw. CT 3569, fol. 50v/S. 111.
809 Incipit: „Raptus ego superis parentibusque ablatus inique“.
810 CT 3569, fol. 50v/S. 111.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548