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Codex Pragensis XIII G 14 | 193
A) Johannes Fuchsmagen hat im CT 3569 neben den oben erwähnten kleineren Kor-
rekturen und Ergänzungen weitere Inschriften hinzugefügt, meist am unteren, aber
auch am oberen Seitenrand. Diese sind im CP XIII G 14 im Lauftext enthalten, aller-
dings an teilweise abweichenden Stellen. Als Beispiele seien genannt das Epigramm
CIL VI 17050 = CLE 1301818 und CIL VI 1117819.
B) Die Prager Sammlung enthält in ihrem ersten, stadtrömischen Teil 19 Denkmäler
(vorwiegend) aus dem Haus der Familie De Lallis820. Sie folgen der Überschrift „In
aedibus D. Francisci de Lallis in trivio et in parochia S. Marcelli“. Diese Inschriften sind
auch im CT 3569 enthalten, allerdings dem Haus von „Laurentius de Lallis“ zugeord-
net.821 Dass es sich beim Namen „Franciscus“ um einen Irrtum handelt, wird im CP
XIII G 14 aus der Ortsangabe zur vorletzten Inschrift klar: „[...] iuxta domum eiusdem
Laurentii de Lallis“.
C) Die Reihenfolge der rund 500 stadtrömischen und der fälschlich nach Rom zu-
geordneten Inschriften im CP XIII G 14 weist abschnittweise deutliche Analogien zur
Sammlung im CT 3569 auf. Jedoch sind im Prager Codex auch Inschriften enthalten,
die in der Trienter Handschrift fehlen. Dazu zählen etwa auch die Inschriften aus
dem Haus Porcari.822
Schon aufgrund dieser exemplarisch dargelegten Beobachtungen ist auszuschließen,
dass der CT 3569 für den relevanten Abschnitt die alleinige und direkte Quelle für
den CP XIII G 14 gewesen ist.823 Die festgestellten Parallelen machen allerdings die
Annahme einer Querverbindung zwischen den beiden Codices unumgänglich:
Meines Erachtens müssen Fuchsmagen für seine Anmerkungen im CT 3569 dieselben
handschriftlichen Grundlagen vorgelegen sein, wie sie im CP XIII G 14 für die In-
schriften Roms und Italiens herangezogen wurden. Dabei scheint es sich um eine
(sehr) frühe Abschrift der Licinius-Sammlung zu handeln, da auch zum CVP 3255*
und zum CS hist. 4° 316 auffällige Analogien bestehen.824 Die naheliegende Lösung,
dass der Archetyp der Licinius-Abschriften CVP 3255* und CS hist. 4° 316 die Quelle
für Fuchsmagens Randbemerkungen im CT 3569 und für die Sammlung im CP XIII
G 14 war (das Register des Prager Codex ist nachweislich der Wiener Abschrift bei-
818 CT 3569, fol. 38v–39r bzw. CP XIII G 14, fol. 53r,1.
819 CT 3569, fol. 37v bzw. CP XIII G 14, fol. 64r,3.
820 CP XIII G 14, fol. 56v–59r. Nach dem Urteil von Hülsen, Sillogi epigrafiche 144a, gehörte diese Samm-
lung nicht zu den berühmtesten ihrer Zeit. Da sie aber in den Abschriften der Licinius-Sammlung
(CVP 3255* und CS hist. 4° 316) gleich am Anfang nach den wichtigsten stadtrömischen Denk-
mälern rangiert, muss ihr doch eine gewisse Bedeutung attestiert werden.
821 CT 3569, fol. 39v/S. 89–40v/S.91.
822 CP XIII G 14, fol. 44v–46r.
823 Vgl. auch Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 67.
824 Neben der abschnittweise identen Reihenfolge der Inschriften sind auch inhaltliche Gemeinsam-
keiten festzustellen. So ist auch in diesen Codices bei den vorhin erwähnten Inschriften aus dem
Haus De Lallis zunächst vom „domus Francisci de Lallis“, dann aber vom „domus praedicti domini
Laurentii de Lallis“ die Rede (CVP 3255*, fol. 14r und 16r bzw. CS hist. 4° 316, fol. 71v und 73v).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548