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216 | Codex Pragensis XIII G 14
Die Wiedergaben der Inschriften der Grazer Burg im CP XIII G 14 gehen demnach
unmittelbar auf sehr zuverlässige Originalabschriften zurück. Die wenigen Fehler in
der Handschrift sind nicht auf Abschreibfehler von der Vorlage zurückzuführen,
sondern auf Schwierigkeiten, die Originalinschriften zu entziffern. Die Reinschrift
des Prager Codex hat die hohe Qualität der Urabschrift nicht zum Schlechten ver-
ändert.930
Unter seinen nunmehrigen Erstbelegen enthält der Prager Codex eine weitere, sehr
interessante Inschrift: CIL III 5670a.931 Ähnlich den detaillierten Angaben zur
Jünglingsstatue enthält auch die Ortsangabe zu dieser Inschrift eine wesentliche
Zusatzinformation: „Etiam in (a)edib(us) eiusdem Doctor(is; sc. Johannis Fuchsmag) est
lapis quem ex Ibs illuc transtulit.“ Es handelt sich hier um jenen Römerstein, der nach
Cuspinianus 1508 in Ybbs gefunden wurde.932 Offenkundig befand er sich vor seiner
Überstellung an die Wiener Universität („hodie in Collegio ducali Viennae affixus“
schrieb Cuspinianus etwa 1530) in Fuchsmagens Haus – vermutlich bis zum Tod
seines Besitzers im Jahr 1510.
Wie bei der oben erwähnten Inschrift der Grazer Burg (CIL III 5215) sind auch im
Text dieser (vermutlich seit dem Universitätsumbau durch die Jesuiten ab 1622)
verlorenen Inschrift zarte senkrechte Trennstriche zu bemerken, welche die Zeilen-
trennung der Vorlage kennzeichnen sollen. An vier Stellen wurden diese mitten in
einem Wort platziert: „AVGVSTO RVM“, „I NSISTENTE“, „CV RE“ und
„PRIN
CIPVM“. Die letzten drei davon stimmen mit dem im CIL rekonstruierten
Text überein; in den ersten drei Zeilen wurden dort allerdings um jeweils einen
Buchstaben abweichende Trennungen „VALENTI S“ und „AVGVSTOR VM“
publiziert. Da in diesem Fall im Prager Codex die Inschrift einschließlich der Trenn-
striche gewissenhaft wiedergegeben ist933, sollte die Zeilentrennung in modernen
Publikationen in dieser Form erfolgen.
Drei Inschriften aus dem Prager Codex sind nun sogar als doppelte Erstbelege zu
führen: CIL III 5056, 5425 und 5670 scheinen in der Sammlung jeweils zweimal auf.
Im direkten Vergleich sind bei allen drei Abschriftenpaaren Differenzen, vor allem
Ortsangaben und Zeilentrennung betreffend, festzustellen. Jeweils einer Abschrift
war in qualitativer Hinsicht eindeutig der Vorzug zu geben.934
Die übrigen Inschriftenkopien, für die der Prager Codex den ältesten Beleg darstellt,
sind meist von sehr hoher Qualität. Dies weist grundsätzlich auf sehr gewissenhafte
930 Ob diese von Johannes Fuchsmagen selbst stammt oder von einem seiner zahlreichen Bekannten,
kann mangels weiterer Hinweise derzeit nicht festgestellt werden.
931 CP XIII G 14, fol. 214v–215r.
932 Siehe Kap. 3.3.
933 Der Inschrifttext weist mit „MILICIE“, „LEONCIO“ und „TERCII“ lediglich zeitgenössisch moti-
vierte Abweichungen auf.
934 Vgl. Kap. 7.3 und weiter unten in diesem Kapitel (zur Frage der doppelt überlieferten Inschriften
im CP XIII G 14).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548